Seraphine Iseli (GB): Setze mich gegen jeglichen Autobahnausbau ein
Bern 27.02.2024 - 04:06
Im Stadtrat von Bern sind am 29. Februar die Autobahnausbauten Wankdorf und Grauholz Thema. Serpaphine Iseli (GB) fordert ein Umdenken.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Autobahnausbauten Wankdorf und Grauholz werden im Berner Stadtrat besprochen.
- Seraphine Iseli (GB) setzt sich gegen die Ausbauprojekte ein.
- Sie ist der Meinung, dass diese das Problem höchstens kurzfristig lösen werden.
Am 29. Februar 2024 wird im Berner Stadtrat über die Autobahnausbauten Wankdorf und Grauholz gesprochen. Grund dafür sind verschiedene interfraktionelle Motionen von links-grüner Seite, die einen Stopp der Kapazitätsausbauten der Autobahnen Wankdorf und Grauholz fordern.
David Böhner (AL) hat sich Nau.ch bereits gegen den weiteren Ausbau von Autobahnen ausgesprochen. Nun äussert sich Seraphine Iseli (GB). Auch sie setzt sich gegen den Autobahnausbau in Bern ein.
Nau.ch: Befürworten Sie den Kapazitätsausbau beim Autobahnanschluss Wankdorf und der Autobahn Grauholz?
Seraphine Iseli: Nein, als Vorstandsmitglied des Vereins Spurwechsel setze ich mich gegen jeglichen Autobahnausbau in der Region Bern ein. Das Auto ist nicht das Mobilitätsmittel der Zukunft – es ist zu energieintensiv und benötigt zu viel öffentlichen Raum. Deshalb ist es irrsinnig, jetzt Milliardenbeträge in den Autobahnausbau zu investieren.
«Sind überzeugt, dass die Bernerinnen und Berner diesen Ausbau ablehnen»
Obschon eine grosse Mehrheit des Stadtrats den Autobahnausbau ablehnt, stellt sich der Gemeinderat immer noch hinter die Ausbaupläne des Astra. Der Verein Spurwechsel hat deshalb letztes Jahr eine Initiative lanciert, sodass die Berner Stimmbevölkerung darüber abstimmen kann. Wir sind überzeugt, dass die Bernerinnen und Berner diesen Ausbau ablehnen.
Nau.ch: Das Astra hat für den Ausbau des Autobahnanschlusses Wankdorf eine Kosten-Nutzen-Analyse machen lassen, die zum Schluss kommt, dass dieser zu Mehrverkehr und mehr Unfällen führen wird. Teilen Sie diese Einschätzung?
Iseli: Ja, mehr Spuren führen kurzfristig zu weniger Stau, weshalb das Auto wieder attraktiver wird. Dies wiederum führt aber zu Mehrverkehr, weil eben mehr Leute das Auto nehmen, was zu mehr Unfällen und schliesslich auch wieder zu Stau führt. Gewonnen ist also nichts, ausser dass noch mehr Menschen im Stau stehen werden.
Nau.ch: Der Gemeinderat hat sich vom Astra zusichern lassen, dass die zur Verfügung stehenden Flächen der Allmenden «sowie die darauf stattfindenden Nutzungen unangetastet bleiben». Befürchten Sie dennoch, dass es zu Einschränkungen und Qualitätseinbussen für die Bevölkerungen kommen wird?
«Allmenden, also öffentlich nutzbare Flächen, sind je länger, je mehr ein rares Gut»
Iseli: Allmenden, also öffentlich nutzbare Flächen, sind je länger, je mehr ein rares Gut und alle wollen ein bisschen davon abbekommen – ganz nach dem Motto: «Wenn wir hier ein kleines bisschen was wegnehmen, bleibt immer noch eine grosse Fläche übrig.»
So ist YB interessiert an zusätzlichen Trainingsfeldern, die Allmenden werden temporär für kommerzielle Veranstaltungen genutzt und der Gemeinderat befürwortet, dass das Astra einen Teil der Allmenden (40–50 Prozent des Waldbestands) nun roden und sehr viel zusätzliche Grünfläche versiegeln darf, um die Autobahn auszubauen. Damit die Allmenden langfristig allen zugänglich gemacht werden, müssen sie ganzheitlich geschützt werden und es darf keinen Partikularinteressen nachgegeben werden.
«Es muss bezüglich der Wahl der Verkehrsmittel ein Umdenken stattfinden»
Nau.ch: Sind die Autobahnausbauten in Zusammenhang mit den gesetzten Klimazielen vereinbar?
Iseli: Ganz klar nein. Es muss bezüglich der Wahl der Verkehrsmittel ein Umdenken stattfinden, um die Klimaziele erreichen zu können. Für die klimafreundlicheren Transportmöglichkeiten wie Velo, ÖV oder Carsharing braucht es keinen Ausbau der Autobahn. Dass der Gemeinderat das nicht einsieht, macht mich hässig.
Nau.ch: Planen Sie Massnahmen, um die Quartiere sowie die Stadt vor Lärm und Mehrverkehr zu schützen?
Iseli: Natürlich müssen die Quartiere von Mehrverkehr und Lärm geschützt werden. Dieser Schutz wäre aber effektiver, wenn tatsächlich weniger Autos mit einer Person drin unterwegs wären und nicht, indem Massnahmen wie Lärmschutzwände oder Umfahrungsstrassen gebaut werden. Jedes Auto auf der Autobahn fährt früher oder später durch ein Wohnquartier.
Nau.ch: Können zum jetzigen Zeitpunkt Kostenschätzungen zu den jeweiligen Ausbauten gegeben werden?
Iseli: So eine Autobahn zu bauen und zu unterhalten, kostet unglaublich viel Geld, die nachhaltige Mobilität auszubauen, würde nur Bruchteile davon kosten. Dieses Geld sollte sehr viel gescheiter in Klima-Anpassungsmassnahmen und den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gesteckt werden.
Zur Person: Seraphine Iseli ist 31 Jahre alt und sitzt für das Grüne Bündnis im Berner Stadtrat. Sie engagiert sich als Vorstandsmitglied im Verein Spurwechsel gegen den Ausbau von Autobahnen in der Region Bern und für die Förderung von nachhaltigen Verkehrsmitteln. Sie arbeitet als Sekundarlehrerin.