Lars Lunde: So war das damals 1986 im Bocciahüsli
Bern 25.05.2024 - 08:55
Am Freitag vor 38 Jahren holte YB gegen Xamax den Meistertitel. Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde erinnert sich an die Feierlichkeiten – und vergleicht mit heute.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag erhält YB nach dem Spiel gegen Winterthur den Meisterpokal.
- Nach der Freinacht auf Sonntag folgt in Bern die grosse Meisterfeier.
- Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde erinnert sich an die Bocciahüsli-Party nach dem Titel 1986.
Der 17. Meistertitel ist im Trockenen – wir dürfen feiern in Bern! Schon nach dem Sieg in Genf gab es eine Freinacht, die zweite wartet heute nach dem Heimspiel gegen Winterthur. Natürlich werden da auch bei mir Erinnerungen wach, denn: Gestern vor 38 Jahren durften auch wir «alten YBler» feiern!
Mit einem 4:1-Sieg bei Xamax krönten wir 1986 unsere Rückrunde und wurden Meister. Es war der erste Meistertitel für YB nach 26 Jahren. Heute kann ich sagen: Je älter man wird, desto schöner werden die Erinnerungen.
Erst mit der Zeit begreift man, was man erreicht hat. Wenn man jung ist, kann man das noch gar nicht richtig geniessen.
«Wir haben gegen Xamax an uns geglaubt»
Was gleich war wie damals: Die YB-Fans haben uns fantastisch unterstützt, sie waren hervorragend. Die Berner sind treu und begeisterungsfähig, aber man muss ihnen auch was bieten. Das war schon vor 38 Jahren so, auch wenn die Fanszene natürlich noch nicht so organisiert war.
Wir reisten damals trotz der guten Ausgangslage als Aussenseiter nach Neuenburg. Xamax war mit seinem Starensemble um Hermann, Stielike, oder Givens Favorit – aber wir hatten es in den eigenen Händen.
Wir haben an uns geglaubt, schliesslich hatten wir in der Rückrunde vor diesem Spiel nicht verloren. Mit Georges Bregy und Robert Prytz hatten wir hervorragende Spielmacher in unseren Reihen. Dario Zuffi und ich haben dann doppelt getroffen.
Im Gegensatz zu heute war damals aber nichts vorbereitet. Wir haben von Xamax-Präsident Gilbert Facchinetti Champagner erhalten, unterwegs mussten wir noch Bier kaufen. An eine Freinacht war nicht zu denken, in Bern war an diesem Abend nichts los!
Aber eine Gruppe von Leuten hat uns dann spontan eine kleine Feier im Bocciahüsli beim Wankdorf organisiert. Es wurde zu einer super Feier im intimen Rahmen. Von den Spielern waren nicht mal alle dabei, dafür eine kleine Gruppe von Supportern.
«YB wird von den Fans und der Stadt belohnt»
Ich habe dann später in München auch eine Meisterfeier im grösseren Rahmen erlebt. Damals bei den Bayern war der Marienplatz toll gefüllt. Ähnlich, wie es morgen Sonntag auf dem Bundesplatz in Bern sein wird.
Es ist top, wenn ich mir das heute anschaue: Die ganze Stadt ist auf den Beinen, alles ist gelb-schwarz geschmückt. Man wird von den Fans und der Stadt belohnt, wenn man gute Leistungen bringt.
Aber natürlich hebe ich nach dem 17. Titel erneut den Mahnfinger: Stillstand bedeutet Rückschritt! Die Saison hat, trotz des Titels, gezeigt, dass man etwas ändern muss. Es war nicht berauschend, die Ansprüche bei YB müssen höher sein.
Darum wird es auch Anpassungen geben. Auch wenn man nicht weiss, ob es gut kommt: Die sportliche Leitung bei YB hat das Vertrauen verdient.
Lars Lunde: «Diverse Spieler müssen einen grossen Schritt vorwärts machen»
Patrick Rahmen ist jetzt nicht mehr in Winterthur, sondern bei YB tätig. Wenn er neue Spieler erhält, müssen die sofort funktionieren – das ist ähnlich wie bei den Bayern.
Für mich ist aber entscheidend, dass die Neuzugänge aus den Transferfenstern jetzt einen grossen Schritt vorwärts machen. Ich denke da an Imeri, Males, Lakomy oder Colley, sollte er in Bern bleiben.
Ich hoffe auf weniger «Zufallsfussball» und auf dominante und druckvolle Auftritte in der neuen Saison. Die erneute Quali für die Champions League wäre das Tüpfelchen auf dem i, dafür spielen die Jungs doch Fussball. Es wartet viel Arbeit – auf und neben dem Platz.
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist!