Severin Schwander: «YB-Arzt muss Kreuzband bis Unspunnen flicken»
Gantrisch und Gürbetal 10.06.2023 - 04:01
Severin Schwander verletzt sich am Oberaargauischen am Kreuzband. Unspunnen schreibt der Metzger aus Riggisberg BE noch nicht ab. Auch dank seiner Betreuer.
Das Wichtigste in Kürze
- Severin Schwander verkündet nach dem Oberaargauischen, dass er sich am Knie verletzt hat.
- Im Nau.ch-Interview erzählt der Mittelländer Eidgenosse, wie es um ihn steht.
- Bei der Dernière von Christian Stucki am Seeländischen ist Schwander als Zuschauer dabei.
Am Mittwoch kurz vor Mittag ist die Metzgerei Schwander in Belp BE gut besucht. Am Tresen bedient Severin Schwander. Der 2,02 Meter lange und 125 Kilo schwere Riggisberger haut gerade ein Stück Hinterschinken auf Bestellung ab. «Viel Glück am Wochenende!», ruft ihm ein Kunde beim Verlassen des Ladens zu.
Schwander bedankt sich – muss aber erklären, dass er im Moment nicht schwingen kann. Am Oberaargauischen hat sich der 20-fache Kranz-Schwinger und Eidgenosse am Knie verletzt, nun trägt er eine dicke Schiene. Ausgerechnet jetzt – das nur alle sechs Jahre stattfindende Unspunnen-Schwinget steigt schon im August...
Nau.ch: Severin Schwander, dürfen Sie im Moment überhaupt arbeiten?
Severin Schwander: Ich frage den Doktor einfach nicht (zwinkert). Spass bei Seite, ich kann mir meinen Tag selbst ein bisschen einteilen. Ich höre auf meinen Körper und solange ich keine Schmerzen habe, sehe ich keinen Grund, etwas zu ändern. Es ist wichtig, dass ich mein Knie bewege.
Nau.ch: Am Oberaargauischen kämpften Sie im letzten Gang um den Kranz. Was ist passiert?
Schwander: Ich hörte plötzlich ein komisches Geräusch. Auf den Knien spürte ich etwas, danach nicht mehr – das war das Adrenalin. So habe ich den Gang gegen Roth Dominik noch fertiggeschwungen. Erst in der Garderobe spürte ich: Da ist etwas nicht so, wie es sein sollte. Ich hatte keine Stabilität mehr. Ich habe dann sofort die Physios gerufen. Und es kam heraus, dass ich mir das hintere Kreuzband verletzt habe. In der Schweiz gibt es diese Verletzung nicht oft. Der Arzt sagte mir später, das sei eine klassische American-Football-Verletzung.
Nau.ch: Müssen Sie unters Messer?
Schwander: Das sollte konservativ zusammenwachsen.
Nau.ch: Eine Kreuzband-Verletzung vor dem Saison-Highlight Unspunnen... Was macht Ihnen Hoffnung?
Schwander: Dass ich in sehr guten Händen bin! Jörg P. Dünkel von der Sportklinik Bern, der Teamarzt von YB, betreut mich. Bei ihm war ich auch schon mit dem Innenband, das ich im Februar gerissen hatte. So entwickelt sich ein Vertrauens-Verhältnis. Er muss mein Knie jetzt einfach zusammenflicken bis zum Unspunnen (lacht).
Nau.ch: Zaubern kann aber auch er nicht, oder?
Schwander: Nein. Aber wir sind jetzt dran, das Ganze ein bisschen zu beschleunigen, etwa mit einer Eigenblut-Therapie. Physio Tom Burri macht seit meiner ersten Knie-Verletzung vor sechs Jahren meine Trainingspläne. Er ist sehr optimistisch und schaut immer, dass es vorwärts geht. Das gefällt mir sehr. Er sagt dir: ‹Wenn das dein Ziel ist, dann arbeiten wir darauf hin. Ob es am Ende klappt oder nicht.›
Nau.ch: Auch wenn das Knie halten sollte: Reichen Ihre zwei Kränze, um am Unspunnen bei den 32 Berner Schwingern dabei zu sein?
Schwander: Die Zeit ist sicher knapp. Es rentiert sowieso nur, wenn ich genug fit bin. Sonst musst du gar nicht gehen.
Nau.ch: Sie sind 27 Jahre alt. Ist es Ihre letzte Unspunnen-Chance?
Schwander: Gut möglich. In den nächsten Jahren ist die Betriebsübernahme der Metzgerei meines Vaters geplant. Zweigleisig fahren geht dann nicht mehr. Wenn du so einen Betrieb hast, kannst du keinen Leistungssport mehr machen. Unter anderem wegen dem Verletzungs-Risiko.
Nau.ch: Sie haben nun Schwing-freie Wochenenden vor sich.
Schwander: Jein. Am Sonntag gehe ich mit ein paar Schwinger-Kollegen ans Seeländische Schwingfest. Ich freue mich, einmal ohne Druck an ein Schwingfest zu gehen. Wir feuern unsere Club-Kollegen an.
Nau.ch: Es ist zugleich das letzte Schwingfest von Christian Stucki. Werden Sie ihn vermissen?
Schwander: Chrigu ist eine Persönlichkeit, die fehlen wird – schon nur in der Garderobe. Er ist so ein korrekter, lustiger und cooler Typ. Wir werden sicher am Abend zusammen anstossen. Auch auf dem Schwingplatz war es gut zu wissen, dass der ‹Gröbste› zu uns Bernern gehört...
Nau.ch: Am Kantonalen 2021 haben Sie den damals amtierenden König ins Sägemehl gelegt...
Schwander: Wie sagt man schon wieder? Es ist nichts so wenig wert, wie der Erfolg von gestern. Es ist eine schöne Erinnerung.