Lars Lunde: «Dieses Trio bei YB muss jetzt sofort liefern!»
Bern 19.10.2024 - 03:14
Führt Interimstrainer Joël Magnin YB jetzt aus dem Tabellenkeller? Vor dem Heimspiel gegen Luzern nimmt Nau.ch-Kolumnist die Spieler in die Pflicht!
Das Wichtigste in Kürze
- YB bestreitet heute gegen Luzern das erste Spiel nach der Entlassung von Patrick Rahmen.
- Für Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde ist klar: «Joël Magnin kann nicht zaubern!»
- Die Club-Legende nimmt die Spieler in die Pflicht, vor allem Imeri, Males und Itten.
Das Trainerleben ist manchmal schon hart: Du kannst fünfmal gewinnen und weisst nicht wieso. Und du kannst in eine Negativspirale kommen, ohne, dass du viel dafür kannst.
Patrick Rahmen hat das nach dem Basel-Spiel seinen Job gekostet – obwohl es bei YB nicht nur am Trainer liegt.
Das YB-Kader wirkt nicht optimal zusammengestellt. Von Aussen wirkt es, als gäbe es innerhalb des Teams eine Grüppchenbildung.
Zudem fehlt die mehrfach erwähnte Achse an Leaderfiguren. Das sind alles Gründe, weshalb YB instabil und anfällig ist. Auf Rückschläge kann man kaum reagieren.
Für Joël Magnin ist es ganz eine andere Aufgabe, als Anfang Jahr. Als er von Raphael Wicky übernommen hat, lag YB auf Platz 1 – jetzt auf Platz 12.
Nur: Was soll Magnin in der kurzen Zeit ändern? Während der Natipause (die für mich übrigens zu lange dauert) waren nur zehn, zwölf Spieler im Training. Davon spielen am Samstag wohl nur drei oder vier. Da ist es schwierig, den grossen Turnaround einzuleiten.
Lunde: «Jetzt sind bei YB die Spieler gefordert!»
Jetzt sind vor allem die Spieler gefordert: Das Abwehrduo Benito/Camara muss Stabilität und Sicherheit hereinbringen. Und sie müssen, vor allem Ali Camara, sofort die Fehler abstellen.
Ich war zwar Stürmer und liebe die Offensive, aber jetzt gilt mehr denn je: «Defense first!» YB muss in erster Linie hinten besser stehen, dann geht es auch wieder aufwärts.
Zudem nehme ich jetzt Spieler wie Kastriot Imeri, Darian Males und Cedric Itten in die Pflicht: Dieses Trio muss jetzt unbedingt liefern! Vor allem Itten soll den Trainerwechsel als Chance sehen und sich aufdrängen. Bei ihm wäre es wichtig, dass er sich durchsetzt und im Sturm die Nummer 1 wird.
«Joël Magnin kann auch nicht zaubern»
Joël Magnin kann nicht zaubern, aber es hat genügend Qualität im Kader, um den Tabellenkeller zu verlassen. Als Erstes muss YB die Top 6 anvisieren. Dazu braucht es heute gegen Luzern einen Heimsieg – ohne Wenn und Aber! Denn schon nur ein Remis ist zu wenig und würde der erhofften Aufbruchstimmung einen herben Dämpfer versetzen.
Wichtig sind jetzt endgültig nur noch die Liga-Spiele, nach Luzern wartet das Auswärtsspiel in Lugano. Dass man dazwischen noch Inter Mailand empfängt, ist zwar schön und ein grosses Highlight.
Aber es darf nicht sein, dass das Team gegen den Spitzenclub überzeugt und dafür gegen Luzern und Lugano nicht. Diese Woche ist eine Art Charaktertest für die Mannschaft.
Lunde: «Hier muss ich Erni Maissen widersprechen»
Wie es im Winter weitergeht? Das hängt sicher auch von den Ergebnissen von Joël Magnin ab. Ich persönlich bin ein Fan von Alain Geiger. Und nicht nur, weil er Französisch spricht, was bei YB heutzutage ja fast Pflicht ist.
Aber an dieser Stelle muss ich meinem Kolumnisten-Kollegen Erni Maissen widersprechen: Der Trainerjob bei YB ist kein Himmelfahrtskommando! Kaum ein Schweizer Trainer würde sich die Chance entgehen lassen, den grössten Club des Landes zu trainieren. Krise hin oder her.
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist.