Alexander Feuz (SVP): «Ich will ein Miteinander der Verkehrsträger»

Thierry Ehrsam
Thierry Ehrsam

Bern 11.03.2024 - 07:33

Der Berner SVP-Stadtrat Alexander Feuz äussert sich zu einer höheren Priorisierung der Velohauptrouten. Wichtig sei ein Miteinander statt ein Gegeneinander.

Velohauptrouten Bernmobil
Velofahrende neben einem Bus von Bernmobil. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Postulat des Grünen Bündnisses fordert eine höhere Priorisierung von Velohauptrouten.
  • Der Vorstoss wird am 14. März im Berner Stadtrat besprochen.
  • Alexander Feuz (SVP) fordert ein stärkeres Miteinander statt Gegeneinander im Verkehr.

Der Berner Stadtrat tagt am 14. März 2024 das nächste Mal. Eines der Themen ist eine höhere Priorisierung für die Velohauptrouten. Dabei handelt es sich um einen Grünen-Vorstoss noch aus der Coronazeit aus 2020.

Michael Ruefer (GFL), Katharina Gallizzi (GB) und Michael Sutter (SP) unterstützen den Vorschlag allesamt. Alexander Feuz (SVP) ist allerdings anderer Meinung, wie er im Interview sagt.

Nau.ch: Fordern Sie eine höhere Priorisierung der Velohauptrouten?

Alexander Feuz: Nein. Ich will ein Miteinander der verschiedenen Verkehrsträger. Die einzelnen Verkehrsträger dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Fussgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer leiden besonders unter der angespannten Situation.

Alexander Feuz SVP
Alexander Feuz ist Berner SVP-Stadtrat. - zVg

Oft werden Ortsunkundige durch Velogegenverkehr gefährdet wie zum Beispiel Fussgänger an der Schauplatzgasse. Der Gemeinderat ist leider gegen mehr Kontrollen beim fliessenden Veloverkehr, dies zeigt beispielsweise die konstante Missachtung der bestehenden Fahrverbote unten bei den Fusswegen an der Aare.

Aber auch beim ruhenden Verkehr wird von der Stadt leider toleriert, dass der Strassenübergang Schauplatzgasse bei der Berner Kantonalbank an Markttagen regelmässig von parkierenden Velos total überstellt wird und der Zugang auf dem Trottoir zur Ka-We-De an schönen Sommertagen für Fussgänger und Kinderwagen wegen illegal abgestellter Velos und Cargobikes völlig unpassierbar wird. Die Anträge und Vorstösse der SVP, die dort vermehrte Kontrollen forderten, wurden auch im Stadtrat bisher leider immer abgelehnt.

Nau.ch: Welche Lehren ziehen Sie aus den bestehenden Velohauptrouten, die Sie bei künftigen Projekten anders angehen wollen?

«Interessen der übrigen Verkehrsteilnehmer werden leider oft vernachlässigt»

Feuz: Die Interessen der übrigen Verkehrsteilnehmer werden leider oft vernachlässigt. Alles wird der ideologischen Velooffensive untergeordnet. Die Fussgänger leben auf dem Trottoir manchmal gefährlicher als auf der Strasse, dies insbesondere, wenn rasche E-Bikes rücksichtslos andere Velos und Fussgänger überholen.

Wie in Zürich bildet der Bau von neuen Velorouten für die Stadt einen willkommenen Anlass dafür, Verkehrsspuren zu reduzieren und Parkplätze rigoros abzubauen. Es werden teilweise neue heikle Situationen geschaffen.

Nau.ch: Welche wären dies?

Feuz: Zum Beispiel an der Sulgeneckstrasse die Ausfahrt des Mobiliarparkhauses. Gerade Ortsunkundige werden dadurch oft massiv gefährdet. Es drohen wahrscheinlich hohe Folgekosten.

Helvetiaplatz Veloverkehr
Die aktuelle Verkehrssituation am Helvetiaplatz ist Alexander Feuz ein Dorn im Auge. - keystone

Auch beim Helvetiaplatz ist für den Fussgänger unklar, ob die Velofahrer jeweils links oder rechts vorbeifahren oder ob sie auf Strasse bleiben – der Hotspot ist immer noch gefährlich. Vorstösse der SVP, die eine Verbesserung forderten, wurden dagegen erfreulicherweise gutgeheissen. Wie auch beim Europaplatz, wo sich die SVP für eine Verbesserung der Situation für Radfahrer einsetzte. Die rote Spur für Velofahrer führte früher ins Nichts.

«Zielsetzung ist meines Erachtens vorab ideologisch begründet»

Nau.ch: Bis 2030 soll ein Veloanteil von 30 Prozent (das offizielle Ziel der Stadt Bern sind 20 Prozent, Anm. d. Red.) am Gesamtverkehr der Stadtbevölkerung erreicht werden (heute rund 20 Prozent). Sehen Sie die angestrebten 30 Prozent als realistisch?

Feuz: Diese Zielsetzung ist meines Erachtens vorab ideologisch begründet. Viele Junge ziehen den ÖV dem Velo vor. Es soll jede Person dasjenige Verkehrsmittel wählen können, das für ihn an diesem Tag das jeweils beste ist.

PubliBike Station Velos
PubliBike-Velos stehen an einer Station in Bern. - keystone

Dies ist meist abhängig von verschiedenen Faktoren: Zweck der Fahrt, einem eleganten Abendanlass oder Anfahrt zu einem Sportanlass, Wetter, Zeitverhältnissen, Transportbedürfnissen, Anschlussterminen, persönlichen Präferenzen und so weiter. Da ich nahe der Innstadt wohne, nehme ich persönlich meist den ÖV. Das Velo bringt mir bei Einkäufen nicht viel.

Zudem muss ich das Velo dann immer «nachschieben». Im Gegensatz zum Auto kann ich beim Velo meine Einkäufe auch nicht diebstahlsicher deponieren – man muss heute froh sein, wenn das Velo nach Einkauf noch vor Ort ist und nicht gestohlen wurde. Zudem traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast. Gerade mit Kurzfahrten durch PubliBike kann die Statistik zugunsten Velo geschönt oder verfälscht werden, nur um das Ziel von 30 Prozent zu erreichen.

Soll der Bau von Velohauptrouten in der Stadt Bern höher priorisiert werden?

Nau.ch: Welche sonstigen Massnahmen schlagen Sie vor, um die Verkehrssituation in Bern zu verbessern?

Feuz: Eine Entflechtung der Verkehrsträger und den Schutz der Fussgänger. Die Sanierung bestehender gefährlicher Situationen muss Priorität vor neuen Prestigeprojekten wie Velohauptrouten haben.

Für Schulkinder ist die Sicherheit wichtiger als die rascheste Route. Die Bedürfnisse der anderen Verkehrsträger dürfen nicht der ideologisch begründeten Velooffensive untergeordnet werden. Mehr Miteinander!

Zur Person: Alexander Feuz (*1964) ist seit 2011 Stadtrat für die SVP Bern. Beruflich ist er als Fürsprecher sowie Rechtsanwalt tätig und wohnhaft in Bern.

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