Gurtenfestival verschweigt Panne: Tausende Tickets zu viel verkauft

Yannick Zimmermann
Yannick Zimmermann

Bern 21.12.2024 - 11:02

Am dritten Tag kam es am diesjährigen Gurtenfestival zu einem massiven Besuchenden-Andrang. Nun ist klar: Es wurden zu viele Tickets herausgegeben.

Gurtenfestival
Kein Durchkommen mehr! Nicht nur für die Gurtenbahn musste man anstehen. Auch wer zu Fuss auf den Berg wollte, brauchte Geduld. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Gurtenfestival gab für den dritten Tag versehentlich 7500 Tickets zu viel heraus.
  • Es kam zu einem Fehler bei der Übertragung der Ticketkontingente ins Buchungssystem.
  • Der Fauxpas wurde gegenüber der Öffentlichkeit bisher verschwiegen.

Auch im vergangenen Sommer sorgte das Gurtenfestival in Bern bei den Musik-Fans für Begeisterung. Besonders gross war der Andrang am Freitag, dem dritten Festivaltag. Ob vor der Gurtenbahn, vor den WCs oder in der Comfort-Zone – es staute überall.

Eine Leserin berichtete damals gegenüber Nau.ch von langen Warteschlangen – insbesondere vor den WCs: «So was habe ich noch fast nie gesehen.»

Gurtenfestival
Bilder zeigen den Mega-Stau vom Freitag vor der Gurtenbahn. - zVg

Schnell machten auf dem Berner Hausberg Gerüchte die Runde, dass für diesen Tag mehr Tagespässe verkauft wurden als üblich. Doch das Gurtenfestival dementierte.

«Es waren nie mehr Besuchende auf dem Gelände, als zugelassen sind», versicherte Sprecherin Lena Fischer auf Nau.ch-Anfrage. Der Freitag sei – im Unterschied zu den anderen Tagen – schon länger komplett ausverkauft gewesen.

Gurtenfestival ist Vorfall «peinlich»

Doch nun, fünf Monate später, kommt heraus: Die Verantwortlichen waren gegenüber Nau.ch nicht ganz ehrlich!

Für den dritten Tag des Gurtenfestivals wurden tatsächlich zu viele Tickets ausgegeben. Dies zeigt eine Recherche der «Berner Zeitung».

Gurtenfestival
Ein eher ungewohntes Bild: Auch Männer müssen vor den WCs Schlange stehen. - Instagram/_domi_k

Der Grund ist ein administrativer Fehler, der bisher verschwiegen wurde. Festivalchef Bobby Bähler gibt zu: «Das ist uns peinlich, aber wir können es nicht ändern».

Hast du noch Vertrauen in die Organisatoren des Gurtenfestivals?

Vier Tage vor dem Festivalbeginn beantragte das Gurtenfestival eine kurzfristige Erhöhung der Gesamtkapazität für den 19. Juli. Statt der genehmigten Obergrenze von 25'000 Personen sollen an diesem Tag einmalig 32'500 Personen zugelassen werden.

Die Gemeinde Köniz, auf deren Gebiet sich das Festivalgelände befindet, äusserte Sicherheitsbedenken. Trotzdem stimmte die Gemeinde der Kapazitätserhöhung zu. Regierungsstatthalterin Ladina Kirchen (SP) bewilligte das Gesuch schliesslich.

Sie betonte, dass auch bei erhöhter Gesamtkapazität die Sicherheit gewährleistet war. Festivalchef Bähler unterstreicht dies und erklärt, dass zwei zusätzliche Notausgänge geschaffen wurden. Zudem seien einzelne Geländebereiche erweitert worden.

Gurtenfestival
Wegen Patent Ochsner versammelten sich am Freitagabend am Gurtenfestival fast sämtliche Besucher vor der Hauptbühne. - Nau.ch

Wie konnte es aber überhaupt zu diesem Fauxpas kommen? Bähler spricht von einem «Fehler bei der Übertragung der Ticketkontingente ins Buchungssystem».

Besonders betroffen waren die sogenannten Partner-Tickets, die jeweils an Partnerunternehmen des Festivals verteilt werden. Genau diesen Partnern vergab das Gurtenfestival für den besagten Freitag viel zu hohe Kontingente.

Warst du schon einmal am Gurtenfestival?

«Wir sprechen von total 7500 Tickets, die für den Freitag rausgingen, die aber eigentlich für Mittwoch oder Donnerstag hätten vergeben werden sollen», sagt Bähler in der «Berner Zeitung».

So ein Fehler sei in der gesamten Festivalgeschichte noch nie vorgekommen.

«Im Nachhinein womöglich anders gemacht»

Die Frage, ob hinter dem angeblichen Fehler nicht wirtschaftliches Interesse steckt, weist Bähler zurück: «Der Zusatzaufwand für das Troubleshooting war definitiv höher als der Ertrag aus den wenigen zusätzlichen Verkaufstickets.»

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Patent Ochsner trat am Freitagabend am Gurtenfestival auf. Viele Besucherinnen und Besucher klagten über das überfüllte Gelände. - Nau.ch

Hinsichtlich des Punktes, dass der Grund für die Überbevölkerung bisher verschwiegen wurde, gibt sich Bähler kritisch.

Man habe damals eine proaktive Kommunikation diskutiert. «Am Ende waren wir aber der Überzeugung, dass dies eher Verunsicherung schaffen würde», so Bähler. «Im Nachhinein hätten wir es womöglich besser andersherum gemacht.»

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