Frauen-Trainer Andy Egli: «… das wäre hochgradig unsportlich!»
Bantiger 28.04.2023 - 10:58
Am Samstagnachmittag empfangen die Frauen des FC Ostermundigen den FC Breitenrain. Der Spitzenkampf in der Berner 4. Liga sorgt für ordentlich Wirbel.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstag empfängt Ostermundigen BE den FC Breitenrain im 4.Liga-Spitzenkampf.
- Ex-Nati-Star Andy Egli ist Co-Trainer von Breitenrain. Er appelliert an die Fairness.
- Wie viele Spielerinnen aus der ersten Mannschaft wird Ostermundigen einsetzen?
Im regionalen Berner Frauenfussball kommt es am Wochenende zum Spitzenkampf zwischen dem FC Ostermundigen und dem FC Breitenrain. Das Duell in der 4. Liga bringt nicht nur sportliche Brisanz mit sich, sondern sorgt bereits im Vorfeld für mächtig Wirbel.
Ostermundigen und Breitenrain dominieren die 4. Liga-Saison nach Belieben, liegen mit 31 Punkten aus elf Spielen gemeinsam an der Tabellenspitze. Das erste Aufeinandertreffen im letzten Herbst endete 2:2 unentschieden.
Entsprechend wegweisend ist das Direktduell vom Wochenende im Hinblick auf den möglichen Aufstieg. Denn: Nur eines der beiden mit Abstand stärksten Teams steigt am Ende der Saison in die 3. Liga auf.
Die Equipe des FC Breitenrain, welche von Ex-Nati-Spieler Andy Egli (64) trainiert wird, liegt dank des besseren Torverhältnisses auf Rang eins. Für das entscheidende Spiel fürchtet man beim Berner Quartierverein jedoch einen sportlichen Nachteil.
Zoff um Verschiebung des Spitzenspiels
Wir spulen drei Wochen zurück: Damals verschiebt Ostermundigen das Spitzenspiel gegen Breitenrain vom kommenden Samstag, ohne vorherige Rücksprache mit Breitenrain, auf Sonntag. Brisant: Ausgerechnet am Samstag spielt nämlich auch das «Eins» des FCO seine Partie in der 1. Liga.
Für die Verantwortlichen von Breitenrain ist klar: Ostermundigen will das Spitzenduell verschieben, um beim Viertliga-Duell mit möglichst vielen Spielerinnen aus der 1. Liga antreten zu können. Aus diesem Grund interveniert «Breitsch» beim Verband – mit Erfolg. Der Verschiebung wird nicht gutgeheissen.
Beim FC Breitenrain atmet man auf, allerdings nur kurzzeitig. Wenig später erfährt das Team, dass ihr Spiel zwar definitiv wie geplant am Samstag stattfinden wird. Dafür verschiebt das «Eins» des FC Ostermundigen darauf seine eigene Partie gegen Stans, welche parallel angepfiffen werden sollte, auf kommenden Mittwoch.
Die Begründung: Man habe zu wenig Spielerinnen, um parallel spielen zu können.
Gegen diese Verschiebung kann Breitenrain nichts machen, weil der Verein nicht direkt involviert ist und Stans einverstanden war. Die Verantwortlichen wittern aber hier ein unfaires Vorgehen beim Gegner.
Breitenrains Co-Trainerin Sonja Lundsgaard-Hansen erklärt: «Die zwei Ostermundiger Teams haben diese Saison mehrfach parallel gespielt, trotz jeweils vieler Abwesender und trotzdem in beiden Teams gut gefüllter Bank, wie man auch den Telegrammen auf der Website des Verbandes entnehmen kann.»
Andy Egli appelliert an die Fairness
Lundsgaard-Hansen, die selbst in der Schweizer Nati gespielt hat, weiter: «Dass ausgerechnet zum Zeitpunkt des Spitzenspiels nicht parallel gespielt werden kann, lässt sich nur damit erklären, dass Ostermundigen möglichst viele Spielerinnen aus dem «Eins» in der 4. Liga auflaufen lassen will, sonst wäre doch sehr unsorgfältig geplant worden – die Termine sind schliesslich seit vielen Wochen bekannt.»
Breitenrains Co-Trainer Andy Egli sagt zu Nau.ch: «Zwei bis drei Ergänzungsspielerinnen aus dem «Eins» als Verstärkung lägen ja noch im sportlich akzeptablen und üblichen Rahmen. Aber wenn Ostermundigen das 1.Liga-Spiel verschoben hat, um mit möglichst vielen 1.Liga-Spielerinnen gegen uns auflaufen zu können, fände ich das hochgradig unsportlich.»
Ostermundigen wehrt sich gegen Vorwürfe
Beim FC Ostermundigen zeigt man sich ob der Anschuldigungen enttäuscht. «Seit mehreren Wochen ist das Spitzenspiel in der 4. Liga gegen Breitenrain ein riesiges Thema», sagt Sandro Raso, Trainer des 1. Liga-Teams, zu Nau.ch. «Die Art und Weise, wie dieses hochgepusht wird, finden wir unschön.»
Die Spielverschiebung habe man bereits Anfang Monat regelkonform eingegeben, und sie wurde bewilligt. Daraufhin habe Breitenrain direkt mit dem Verband Kontakt aufgenommen, anstatt sich zuerst mit dem FCO in Verbindung zu setzen.
Raso erklärt: «Der Verband hat vorgeschlagen, dass die Vereine untereinander eine Lösung finden. Wir haben Breitsch dann als Alternativen den Mittwoch vorher und den Mittwoch nachher vorgeschlagen. Doch beide Daten wurden abgeschmettert.»
Ostermundigen-Trainer: «Wir fühlten uns hintergangen»
Im Anschluss habe Breitenrain erneut den Verband kontaktiert und gefordert, die Partie wieder aufs ursprüngliche Datum zu zurückzuschieben. «Das wurde ohne Rücksprache mit uns gemacht. Wir haben erst nachträglich ein Mail mit der Spielverschiebung erhalten. Wir fühlten uns hintergangen», so Raso, der selbst eine Vergangenheit beim FC Breitenrain hat.
Im Breitenfussball sei es alltäglich, dass Spieler und Spielerinnen in anderen Mannschaften aushelfen. «Schon während der ganzen Saison kommen Spielerinnen von mir in der 2. Mannschaft zum Einsatz. Diese hat aktuell auch mit Verletzungssorgen zu kämpfen und hätte am Wochenende ein nur etwa zehnköpfiger Kader.»
Einige seiner Spielerinnen leisten häufig Doppel-Einsätze am Wochenende, so Raso weiter. «Ich will sie vor Überbelastung schützen, deshalb wollten wir die Partie schieben.»
Der Vorwurf, dass die erste und zweite Mannschaft meist zeitgleich gespielt haben, sei haltlos. «Das war nur im ersten Spiel der Rückrunde der Fall.»
Raso macht kein Geheimnis daraus, dass der Aufstieg in die 3. Liga für die Frauen des FC Ostermundigen wichtig ist. «Wir haben eine grosse Juniorinnen-Abteilung und wollen nachhaltig arbeiten. Aber natürlich ist die erste Priorität der Klassenerhalt in der 1. Liga.»