Erster AKW-Rückbau der Schweiz hat Halbzeitmarke erreicht

Keystone-SDA
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Bern,

Der Rückbau des Atomkraftwerks Mühleberg hat die Halbzeit erreicht. Bis Ende 2030 soll das ehemalige AKW strahlungsfrei sein.

Atomkraftwerk Mühleberg
In der Schweiz ist der erste AKW-Rückbau nun zur Hälfte geschafft. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Rückbau des AKW Mühleberg hat die Mitte der geplanten Dauer erreicht.
  • Die Arbeiten am Atomkraftwerk verlaufen planmässig.
  • Bis Ende 2030 soll das Kraftwerk strahlungsfrei sein.

Der erste Rückbau eines Atomkraftwerks in der Schweiz hat die Halbzeitmarke erreicht. Auch nach der Hälfte der elf Jahre dauernden radioaktiven Phase des Rückbaus des Atomkraftwerks Mühleberg kommen die Arbeiten planmässig voran.

Von den insgesamt 13'000 Tonnen Metallstrukturen haben bereits 6700 Tonnen das abgeschaltete Atomkraftwerk verlassen. Das erklärte Stefan Klute, Gesamtprojektleiter der Stilllegung, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

AKW Mühleberg: Schweizer Pionier bei AKW-Stilllegungen

Vom Netz genommen wurde das Atomkraftwerk am 20. Dezember 2019. Mühleberg war damit das erste Schweizer AKW, das seinen Betrieb eingestellt hat. Der Entscheid zur Stilllegung erfolgte aus wirtschaftlichen Gründen.

Der Rückbau startete am 6. Januar 2020. Bis Ende 2030 soll das ehemalige Kraftwerk frei von radioaktivem Material sein.

Nach einer Kontrolle durch die Behörden kann im Jahr 2031 der konventionelle Rückbau folgen. Dann werden die nicht mehr benötigten Gebäude abgerissen.

Rückbau eines AKW: Erprobte Technik trifft auf Schweizer Präzision

Wie man ein kommerziell betriebenes Kernkraftwerk zurückbaut, ist international erprobt – technisch sei man gut aufgestellt, betonte Rückbauchef Klute. «Wir können auf umfangreiche internationale Erfahrung zurückgreifen. Es gilt, diese auf unser Projekt zu übertragen und auf unsere Anforderungen hin zu optimieren.»

«Als Pioniere legen wir die Gleise für die behördlichen Verfahren des Rückbaus», sagte Klute. Diese Gleise können dann auch von nachfolgenden Rückbauprojekten genutzt werden.

Die gesamten gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben seien im Rahmen dieses Projektes zum ersten Mal «belebt» worden. Einiges sei auch noch offen und müsse mit Fortschreiten des Projekts noch geklärt werden.

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Die grösste situative Herausforderung für den Rückbau gab es laut Klute bisher zu Beginn der Corona-Pandemie. Plötzlich habe die ganze Welt Schutzmasken gekauft. Darunter waren auch solche, die im Kraftwerk aus Gründen des Arbeits- und Strahlenschutzes zum Einsatz kommen.

Die Lieferengpässe habe man stark zu spüren bekommen. Den Betrieb einstellen musste das AKW deswegen aber nie.

AKW Mühleberg: Aussen unverändert – innen fast leergeräumt

Auch nach über fünf Jahren Rückbau sieht das AKW Mühleberg von aussen aus wie eh und je. Im Innern sind die Spuren der Rückbauarbeiten aber deutlich sichtbar.

Viele Anlagen sind komplett verschwunden, andere sind mit rosa oder blauen Markierungen versehen. Im AKW bedeutet rosa, dass eine Anlage ausser Betrieb genommen wurde; blau kennzeichnet Komponenten, die demontiert werden können.

Im Kontrollraum sind viele Schalter und Knöpfe mit schwarzem Klebeband überklebt – die dahinterliegenden Systeme wurden bereits abgeschaltet oder ausgebaut.

Das Kernkraftwerk wird nämlich von innen nach aussen abgebaut. Zunächst wurden die am stärksten radioaktiv belasteten Bereiche abgebaut. Der bisher wichtigste Meilenstein war das Erreichen der sogenannten Kernbrennstoff-Freiheit – also die vollständige Entfernung aller Brennelemente aus dem Reaktor.

Nur strahlungsfreie Teile dürfen das AKW verlassen

Seither werden alle verbliebenen Anlagenteile, die mit Radioaktivität in Kontakt gekommen sind, demontiert. Diese Komponenten werden sortiert, von radioaktiven Rückständen gereinigt und anschliessend «freigemessen».

Dabei wird geprüft, ob ihre Strahlung unterhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte liegt. Nur freigemessene Materialien dürfen das Gelände des AKW verlassen.

Stark radioaktive Stoffe werden ins Zwischenlager (Zwilag) in Würenlingen AG gebracht. Insgesamt machen diese jedoch nur etwa 1,5 bis 2 Prozent der demontierten Materialien aus. Der Rest landet etwa bei Schrotthändlern oder auf Deponien.

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