Mensa-Wirbel an Uni Bern zeigt: Vegan-Gegner sind nervös!

Bern,
Ein Vorschlag für eine vegane Mensa bringt die Uni Bern in die Schlagzeilen und einige Fleischfreunde ziemlich in Rage. Das zeigt: Die Vegan-Gegner sind nervös.

Das Wichtigste in Kürze
- Studierende der Uni Bern forderten eine komplett vegane Mensa.
- Die SVP bezeichnet dies als schweren Eingriff in die Privatsphäre.
- Kolumnistin Mirjam Walser findet, dass das nur ein Scheinargument ist.
- Die Diskussion zeigt aber, dass manche Angst vor dem Wandel hin zu mehr Veganem haben.
Als ich vegan wurde, war ich noch Studentin – und in der Mensa gab's für mich: nichts. Wenn ich Glück hatte, standen Spaghetti mit Tomatensauce auf dem Menü.
Wer pflanzlich essen wollte, hatte zwei Optionen: Reste aus der WG-Küche einpacken oder Take-away in der Stadt. Eine vegane Mensa? Unvorstellbar!
Heute, über ein Jahrzehnt später, fordern die Studierenden der Uni Bern genau das: eine komplett pflanzliche Mensa. Aus Gründen, die inzwischen selbst in Schweizer Bundesberichten stehen: Klima, Tierwohl und Gesundheit.
Und was passiert? Skandal! Die SVP spricht von einem «schweren Eingriff in die Privatsphäre der Konsumenten». Weil die Studis dann mehr Kichererbsen, Linsen und Tofuburger essen könnten statt Schnitzel und Käsespätzli. Ernsthaft?

Was das mit Privatsphäre zu tun haben soll, ist unklar. Es herrscht kein Zwang, in der Mensa zu essen – und viele tun's auch nicht. Wer partout Tierisches essen will, darf sein (privates) Poulet-Sandwich mitbringen, oder beim Beck um die Ecke sein Chäschüechli kaufen.
Niemand kontrolliert das Mittagessen. Alternative Möglichkeiten gibt es genug.
Warum sind SVP und Co. so nervös?
Interessant nur: Als in der Mensa jahrelang Fleisch, Käse und Rahm den Speiseplan dominierten, hat niemand nach Privatsphäre gerufen. Wer vegan lebte, durfte wählen – zwischen tierischem Menü oder gar nichts. Eine Einschränkung der Wahlfreiheit? Fehlanzeige.
Die Situation war im Grunde dieselbe – nur mit vertauschten Rollen. Tierisches Essen war die Norm, pflanzlich eine Randnotiz. Heute beginnt sich das zu drehen. Und diese Veränderung macht manchen Angst.

Was die Studierenden mit ihrem Vorschlag infrage stellen, ist nicht die Privatsphäre, sondern die Vormachtstellung tierischer Produkte. Und damit auch die Deutungshoheit darüber, was als «normal» gilt. Genau das ist es, was SVP, Bauernverband und Co. so nervös macht.
Denn pflanzlich ist längst konkurrenzfähig. Ein Blick zur veganen Mensa «Rämi 59» der Uni Zürich zeigt, wie das aussehen kann: Kartoffel-Lauchgratin mit Käsealternative, veganer Kebab-Teller, Penne mit Artischockencreme. Es ist abwechslungsreich und nährstoffreich.
Und die Menüs sind für alle geeignet: Für Fleischesser bis Veganer, für jüdische oder muslimische Studierende, für Menschen mit Laktoseintoleranz. Pflanzlich schliesst ein – nicht aus.
Für viele ist klar: vegan ist längst normal
Aber die Gegner der veganen Mensa dürfen vorerst aufatmen. Denn die Universität Bern folgt dem Vorschlag ihrer Studierenden nicht. Es wird voraussichtlich keine vegane Mensa geben.
Doch schon heute machen laut Uni Bern Fleischgerichte sowieso nur noch knapp die Hälfte der verkauften Menüs aus. Wir sind also bereits auf dem richtigen Weg.

Und das ist der wahre Grund für die Aufregung: nicht der Eingriff in die Privatsphäre oder der Verlust der Freiheit – sondern der Verlust der Fleischdominanz.
Denn für viele Studis ist längst klar: pflanzlich ist normal. Auf diese Generation dürfen wir hoffen.
Zur Person: Mirjam Walser (38) schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Veganismus und Tierrechte. Als Coach und Gründerin der Vegan Business School ist sie Expertin für veganes Unternehmertum und vegane Innovationen.