Wegen Touri-Flut: Nun will Lauterbrunnen BE Eintritt verlangen!
Interlaken-Oberhasli 16.05.2024 - 07:10
Eine regelrechte Flut an Touristinnen und Touristen macht Lauterbrunnen im Berner Oberland zu schaffen. Nun ist eine Gebühr – ähnlich wie in Venedig – geplant.
Das Wichtigste in Kürze
- Lauterbrunnen BE leidet unter Übertourimus.
- Tagestouristen sollen neu zwischen fünf und zehn Franken bezahlen.
- Der Vorschlag ist aber noch nicht in trockenen Tüchern.
Lauterbrunnen BE platzt aus allen Nähten: Das malerische Dorf im Berner Oberland wird im Sommer jeweils von einer Welle an Touristinnen und Touristen überrollt. Das Problem: Viele davon bleiben nur einen Tag und tragen so wenig zur Wertschöpfung bei.
Auch der Verkehr und der Wohnungsmarkt gelangen an die Grenzen ihrer Kapazität. Hinzu leiden Bewohnerinnen und Bewohner unter dem zum Teil unanständigen Verhalten der Gäste. Einmal spielten Touristen sogar Fussball auf dem Friedhof!
Im Dorf ist der Unmut gross – die Gemeinde arbeitet intensiv an Lösungen, wie der «Overtourism» (zu Deutsch: Übertourismus) bekämpft werden kann. Daraus resultiert: Lauterbrunnen plant nun eine Eintrittsgebühr!
«Speziell geht es um einen Talpass, den Tagesausflügler jeweils lösen müssen», erklärt Gemeindepräsident Karl Näpflin gegenüber der «Berner Zeitung». Dieser soll künftig auf einer neuen Info-App bezogen werden können. Entsprechende Stichproben im Dorf sind geplant.
Eintritt soll zwischen fünf und zehn Franken kosten
Die Arbeitsgruppe um Näpflin scheut dabei auch nicht vor Gebühren zurück. Von einem Eintrittspreis zwischen fünf und zehn Franken ist die Rede. Diesen müssten dann künftig Tagestouristinnen- und -touristen entrichten, die mit dem Auto anreisen.
Näpflin ergänzt: «Ausgenommen wären Gäste, die ein Angebot wie ein Hotel oder einen Ausflug gebucht haben oder mit dem öffentlichen Verkehr anreisen.»
Eine ähnliche Eintrittsgebühr kennt seit Neustem auch der italienische Touri-Hotspot Venedig. Derzeit kostet der Tagespass fünf Euro und muss an den Wochenende entrichtet werden. Ab 2025 soll die Gebühr dann generell eingeführt werden.
In Lauterbrunnen dürfte es hingegen noch eine Weile dauern, bis auch dort Gäste ins Portemonnaie greifen müssen. Abklärungen dazu laufen. Fest steht: Diesen Sommer wird es mit einer Umsetzung noch nichts.
Zudem ist die Gemeinde bereits jetzt der Auffassung, dass ein Eintrittsbillet allein nicht ausreicht. «90 Prozent der Massnahmen sind Symptombekämpfung», wird Näpflin im Bericht zitiert. Das grundlegende Problem werde nicht gelöst.
Hier werden Touris bereits zur Kasse gebeten
Eine solche Gebühr ist für die Schweizer Tourismusbranche Neuland. Gebühren werden vielerorts aber zunehmend zur Realität. Das grundsätzliche Problem des «Overtourism» werde dadurch nicht gelöst.
So kostet in Iseltwald BE ein Selfie auf einem Steg am Brienzersee fünf Franken. Ein Drehkreuz wurde dafür aufgestellt. Grund: Der Ort wird wegen einer beliebten Netflix-Serie aus Korea überrannt, die teilweise an diesem Steg gedreht worden ist.
Bereits seit 2015 verlangt das Hotel Uto Kulm auf dem Zürcher Uetliberg zwei Franken für die Aussicht. Zuvor war der Ausblick vom Zürcher Hausberg auf dem vom 72 Meter hohen Turm gratis.