Touristen-Flut in Lauterbrunnen BE eskaliert
Interlaken-Oberhasli 21.09.2023 - 09:15
Lauterbrunnen wurde in diesem Sommer regelrecht von Touristen überflutet. Der Gemeindepräsident ärgert sich über die respektlosen Feriengäste.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Tourismus macht der Gemeinde Lauterbrunnen BE immer mehr zu schaffen.
- Das Verhalten vieler Besucher nervt den Gemeindepräsidenten Karl Näpflin.
- Auch die Infrastruktur ist am Limit – es braucht sogar illegale Toiletten.
Die Gemeinde Lauterbrunnen im Berner Oberland kämpft mit dem Overtourism. In riesigen Mengen strömen die Gäste diesen Sommer in den beschaulichen Ort, verstopfen die Strassen und füllen die Parkplätze. Nun spricht der Gemeindepräsident Karl Näpflin über die schwierige Lage.
Gegenüber der «Berner Zeitung» sagt er, die vielen Touristen würden sich in gefährliche Situationen begeben. Beispielsweise, wenn sie «frischfröhlich in der Lütschine baden gehen, obwohl der Fluss einen enormen Zug entwickeln kann».
Doch das Verhalten ist laut Näpflin oft nicht einfach gefährlich, sondern schlicht respektlos. Kürzlich hätten Touristen sogar auf dem Friedhof Fussball gespielt! Weiter posierten sie für Erinnerungsfotos zwischen den Grabsteinen.
Für den Gemeindepräsidenten ist klar: «Es besteht Handlungsbedarf.» Und weiter: «Wir dürfen diese Auswüchse nicht beschönigen.»
Gemeinde stellt illegal mehr WCs auf
Vergangenen Mittwoch veranstaltete der Gemeinderat deswegen auch eine sogenannte «Chopflärete». Im Rahmen dieser Versammlung soll insbesondere der Massentourismus diskutiert werden.
Das Problem sind vor allem die Tagestouristen. Näpflin erklärt: «Wir hatten in diesem Sommer massiv mehr Tagestouristen, die mit ihrem Mietauto angereist sind.» An Spitzentagen seien es nicht weniger als 8000 gewesen. Und gerade an diesen Tagestouristen verdient die Gemeinde nicht sehr viel.
Die Infrastruktur von Lauterbrunnen gerät durch die vielen Besucher an ihre Grenzen, wie die «BZ» weiter schreibt. Die Gemeinde musste sogar illegal zusätzliche Toiletten aufstellen, wie man zugibt, aber es habe keine andere Option gegeben. Dazu leiden die Einheimischen unter einer Wohnungsnot und müssen im Coop lange anstehen.
Laut Näpflin ist der Umgang mit den Touristen ein Balanceakt: «Wir wollen sie freundlich begrüssen, aber ihnen gleichzeitig auch unsere Regeln aufzeigen.» Schon kleine Massnahmen wie Piktogramme oder Info-Material sollen dabei helfen.
«Wir müssen den Gast abholen, bevor er quer auf der Strasse steht. Oder auf dem Friedhof Fussball spielt», sagt der Gemeindepräsident.