Thomas Zurbuchen: Das ist der Oberzibelegring 2024/25
Bern 25.11.2024 - 14:00
Thomas Zurbuchen ist Ex-Forschungsdirektor der Nasa – und frisch ernannter Oberzibelegring 2024/25. Im Interview erklärt er, was er sich für Bern wünscht.
Das Wichtigste in Kürze
- Thomas Zurbuchen wurde heute am Zibelemärit zum Oberzibelegring 2024/25 ernannt.
- Der Berner ist Ex-Forschungschef der Nasa – und seit letztem Jahr wieder in der Schweiz.
- Im Interview mit Nau.ch erzählt der Astrophysiker, was er an Bern besonders schätzt.
Er zog aus, um den Weltraum zu erforschen – und kehrte als einer der weltweit einflussreichsten Wissenschaftler zurück: Thomas Zurbuchen arbeitete über sechs Jahre lang als Forschungsdirektor der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa.
Aufgewachsen ist der Astrophysiker im beschaulichen Berner Oberland, genauer in Heiligenschwendi. Zurbuchen promovierte an der Universität Bern, bevor er 25 Jahre in den USA verbrachte.
Seit 2023 ist der Berner wieder in der Schweiz – und wurde heute im Rahmen des Zibelemärits zum Oberzibelegring 2024/25 ernannt. Die renommierte Auszeichnung wird jeweils von den Stadtschützen Bern und ihrer Gilde der Zibelegringe an eine Person verliehen, die für Bern Aussergewöhnliches geleistet hat.
Dass Zurbuchen Aussergewöhnliches geschafft hat, steht ausser Frage. Sein Engagement für Wissenschaft, Forschung und Unternehmertum sind beeindruckend. Trotz seiner international erfolgreichen Karriere schlägt sein Herz noch immer für Bern. Das wird auch aus dem Interview mit Nau.ch ersichtlich.
Nau.ch: Herzliche Gratulation zur Ernennung zum Oberzibelegring 2024/25! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Thomas Zurbuchen: Es freut mich unglaublich. Ich habe an vielen Orten gelebt, aber Bern ist meine absolute Lieblingsstadt. In Bern verbrachte ich eine prägende Zeit meines Lebens – hier habe ich den Grundstein meiner Karriere gelegt.
Nau.ch: Haben Sie einen bestimmten Lieblingsort in Bern?
Nebst der Universität Bern gibt es drei bedeutende Orte für mich, die ich bei Gelegenheit besuche: Gerne jogge ich der Aare entlang – besonders im Marzili-Quartier, wo ich früher gewohnt habe.
Auch der Bärenplatz ist jeweils ein Abstecher wert. Nach einem Schwumm im Freibad Marzili haben wir dort oft ein Bier getrunken und Pommes Frites mit Curry-Sauce gegessen – das gibt es wohl sonst fast nirgends. Viel Zeit verbrachte ich zudem im Kulturcasino Bern. Schon als Student besuchte ich dort regelmässig Konzerte.
Nau.ch: Sie sind im Berner Oberland aufgewachsen, was man ja nicht gleich mit dem Weltall verbindet. Wann hat Ihre Faszination für das Weltall und für das ausserirdische Leben begonnen?
Im Vergleich zu Bern ist das Berner Oberland doch näher beim Weltall (lacht). Die Nähe zur Natur ist wohl das Schönste daran, wenn man auf dem Land wohnt. Nachts kann man vor dem Haus oder auf dem Hausdach die Sterne beobachten, tagsüber die Aussicht auf die Berge geniessen.
Zugleich fällt bei Gesprächen mit Bauern sofort auf, wie gut sie im Beobachten der Natur sind und wie sehr sie diese schätzen. Das hat mich geprägt – die Bewunderung für die Natur ist bis heute geblieben. Dass es schliesslich eine Karriere in der Astrophysik – und nicht etwa in der Biologie – wurde, war hingegen eher Zufall.
Nau.ch: Ihre Jobs – sei es als Nasa-Forschungschef oder ETH-Professor – bringen viel Verantwortung mit sich. Hilft Ihnen hier Ihre Verbundenheit zur Natur?
Ja. Egal, ob beim Joggen, Skifahren, Wandern oder Biken: Ich bin unglaublich gerne in der Natur – gerade auch, um die Stille bewusst zu geniessen.
Nau.ch: Von welchen Eigenschaften als Berner haben Sie in Ihrer Karriere profitiert?
Als Berner versucht man, gut, nett und verlässlich zu sein. In Heiligenschwendi habe ich zudem gelernt, Respekt vor allen Menschen zu haben. Ich hatte nie das Gefühl, dass eine Ausbildung definiert, wie gut oder wie wertvoll ein Mensch ist.
Nau.ch: Ist die Verlässlichkeit anderer etwas, was Sie in Ihrer Zeit in den USA vermisst haben – oder seit Ihrer Rückkehr in die Schweiz wieder mehr schätzen?
Absolut. Verlässlichkeit und tiefe Freundschaften. In den USA ist es einfacher, Leute kennenzulernen und schwieriger, Freunde zu finden. In der Schweiz ist es genau umgekehrt. Wenn man hier Freunde hat, verliert man sie nicht. Als ich in die Schweiz zurückgekommen bin, habe ich alte Freundschaften aufleben lassen – trotz teils 30-jähriger Pause.
Nau.ch: Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft und die Zukunft von Bern?
Für Bern wünsche ich mir, dass die Freude an der Geschichte, an der Kultur und an der Schönheit erhalten bleibt.
Auch wünsche ich mir für Bern, dass man Menschen jeden Alters dabei unterstützt, Dinge zu tun, die aussergewöhnlich sind – sei es etwa im Bereich des Unternehmertums, an der Universität, in Bezug auf neue Technologien oder in der Kunst.
Für mich wünsche ich mir, dass ich vieles von dem, was ich gelernt habe, weitergeben kann. Viele in Bern haben mir Türen geöffnet – jetzt möchte ich dasselbe für andere tun. Auch möchte ich, dass das, was ich tue, wertvoll für die Welt ist und diese in meinem Bereich ein bisschen besser macht.