Stadt Bern soll Geschichte von versteckten Kindern aufarbeiten

Bern,
Die Stadt Bern soll die Geschichte der heimlich lebenden Saisonnier-Kinder aufarbeiten. Der Stadtrat hat eine Richtlinienmotion der GB/JA-Fraktion überwiesen.

Die Stadt Bern soll die Geschichte von Saisonnier-Kindern aufarbeiten, die heimlich in der Schweiz lebten. Der Stadtrat hat am Donnerstag eine entsprechende Richtlinienmotion der GB/JA-Fraktion überwiesen.
Von 1931 bis 2002 arbeiteten in der Schweiz Menschen mit dem sogenannten Saisonnierstatut. Sie hatten nur eine Aufenthaltsbewilligung von neun Monaten. Ihre Kinder durften sie offiziell nicht mitnehmen. Viele Kinder lebten deshalb versteckt in der Schweiz, wie Franziska Geiser (GB) in Erinnerung rief.
Mit grosser Wahrscheinlichkeit habe es auch in Bern sogenannte Schrankkinder gegeben, die keine Schule besuchen, kaum draussen spielen und keinen Kontakt zu gleichaltrigen Kindern pflegen durften. «Sie führten ein Leben in Angst». Eine historische Aufarbeitung dränge sich auf.
Ausländerkartei ins Stadtarchiv
Dabei sollten auch Betroffene zu Wort kommen können, etwa im Rahmen einer Ausstellung. Der Gemeinderat zeigte sich bereit, die «Ausländerkartei» der Einwohnerdienste ins Stadtarchiv zu überführen und vollständig digitalisieren zulassen. So erhielten betroffene Familien und Forschende einen einfachen Zugang zu den Informationen, welche die Stadt Bern über einzelne Saisonniers anlegte.
Ein eigenes Forschungsprojekt will der Gemeinderat hingegen nicht in Auftrag geben – und muss dies auch nicht tun, weil das Anliegen des Vorstosses in seine Zuständigkeit fällt. Für die historische Aufarbeitung brauche es die Expertise einer Hochschule, genau wie für eine Ausstellung.
Finanzierung und Gegenstimmen
Diese würde laut Gemeinderat rund 150'000 Franken kosten. Gegen die Motion stimmten SVP und GLP. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, diese historischen Themen aufzuarbeiten und dies auch noch selber zu zahlen, sagte Corina Liebi (GLP). Es gebe Stiftungen, die interessierte Forschende unterstützen könnten.
Teilweise Nein stimmte auch die Mitte, deren Sprecherin Béatrice Wertli auf die begrenzten finanziellen Ressourcen der Stadt verwies.