Berner Oberland: Dieses Jahr könnten die Gletscher stark schmelzen

Wenig Schnee und der Saharastaub könnten dazu führen, dass die Gletscher im Berner Oberland dieses Jahr wieder stark schmelzen. Somit setzt sich der Trend fort.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Gletscher in der Schweiz könnten in diesem Jahr wieder massiv an Volumen verlieren.
- Grund dafür: Saharastaub und eine dünne Schneedecke auf dem Gletscher.
- Zudem bleibt nur noch wenig Zeit für die Rettung der Gletscher, so Forschende.
Das Tauwetter in der Schweiz setzt sich fort. Auch heuer wird mit einem weiteren Abschmelzen der hiesigen Gletscher gerechnet.
Insgesamt verschwanden hierzulande 1000 kleinere Gletscher – das seit 1850. Es ist eine Fläche von über 1000 Quadratkilometern, die in dieser Zeit eisfrei geworden ist.
Ein Phänomen, dass sich in den letzten Jahren massiv verstärkt hat. Denn: Das Tempo der Eisschmelze hat sich seit 2002 beschleunigt.
Schneehöhe momentan unterdurchschnittlich
In dieser Zeit schmolzen fast 40 Prozent des Eisvolumens. Zehn Prozent davon allein in den Jahren 2022 und 2023.
Und auch für dieses Jahr sieht die Prognose für die Gletscher alles andere als rosig aus.
Denn: «Aktuell betragen die Schneehöhen um das Jungfraujoch zwischen 60 und 90 Prozent des Medians.» Das erklärt Roman Oester vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos gegenüber der «Berner Zeitung».
Das ist deutlich weniger als in anderen Jahren. Für die Gletscher in der Schweiz ist das in Hinblick auf den Sommer eine schlechte Nachricht.
Für Gletscher-Rettung bleibt weniger Zeit als angenommen
Hinzu kommt im Frühling der Saharastaub, der die Gletscherschmelze begünstigt. Denn durch den Staub wird die Oberfläche der Gletscher gelblich braun. Das reflektiert weniger Sonnenstrahlen und macht die Schneeoberfläche noch angreifbarer.
Neuste Daten zeigen laut «Berner Zeitung» zudem: Um die Gletscher in der Schweiz zu retten, bleibt weniger Spielraum, als bisher angenommen.
Zwar existieren noch immer 1400 Gletscher in der Schweiz. Diese haben ein Gesamtvolumen von 46,5 Milliarden Kubikkilometern – also 43 Milliarden Tonnen Eis.
Doch diese Eisschicht dürfte in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter schmelzen. Ein Vorgang, der «vielfältige Auswirkungen» haben wird, wie die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz in einer Mitteilung schreibt.
Naturgefahren wie Hangrutsche drohen
«So wird sich der Wassermangel in heissen und trockenen Sommern verstärken», heisst es weiter. Dies werde Auswirkungen auf die grossen Flüsse Rhein, Rhone, Po, Donau und somit auf ganz Europa haben.
Eine weitere Folge der Gletscherschmelze: Die Landschaft werde sich markant verändern.
Das werde dazu führen, dass sich die Tourismusregionen in den Alpen anpassen müssten. «Zudem drohen vermehrt Naturgefahren wie Hangrutsche oder Überschwemmungen», heisst es weiter.
Gletscher können «mit starkem Klimaschutz» gerettet werden
Was gegen das weitere Abschmelzen der Gletscher aber helfen könne, sei die Senkung des Treibhausgasausstosses auf netto null.
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Etwas, wovon auch Matthias Huss, Leiter des Schweizerischen Gletschermessnetzes Glamos, überzeugt ist.
Gegenüber der «Berner Zeitung» meint er: «Drei Viertel des weltweiten Volumens an Gebirgsgletschern könnten bei starkem Klimaschutz erhalten bleiben.»