Reservations-Pflicht: Der Oeschinensee ist erst der Anfang

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Frutigen-Niedersimmental,

Ab Mai müssen Ausflügler für den Zugang zum Oeschinensee im Voraus ein Gondel-Ticket reservieren. Laut einem Experten wird es das in Zukunft immer mehr geben.

Oeschinensee
Der Oeschinensee im Berner Oberland ist ein beliebtes Touristen- und Ausflugsziel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer ab Mai mit der Gondel an den Oeschinensee will, muss im Voraus ein Ticket reservieren.
  • Diese Besucherobergrenze soll Natur, Infrastruktur und Mitarbeitende entlasten.
  • Laut einem Tourismus-Experten sei so ein System per se nicht neu in der Schweiz.
  • An Touristenattraktionen mit Kapazitätsproblemen würden solche Reservationsmodelle kommen.

Schon lange ist der Oeschinensee ein beliebtes Ziel für Touristen und Ausflügler. Doch die Zahl der Besuchenden scheint zum Problem zu werden.

Denn wie «Travelnews» diese Woche berichtete, plant der Oeschinensee auf den Start der Sommersaison am 10. Mai 2025 die Einführung eines Online-Reservationssystems.

Heisst: Wer mit der Gondelbahn Kandersteg–Oeschinensee hochfahren möchte, muss sich neu vorab einen Time-Slot online reservieren.

Warst du schon mal am Oeschinensee?

Damit wolle man «die Besucherströme besser lenken, Wartezeiten reduzieren und vor allem die Natur im Unesco-Welterbe entlasten». Das digitale Ticketsystem zeigt in Echtzeit an, wie viele Plätze für die Gondelfahrt noch verfügbar sind.

Wie viele Gäste maximal pro Zeiteinheit rauf dürfen, ist noch nicht bekannt.

Reservationspflicht «führt durchaus zur Lenkung der Besucherströme»

Hilft ein solches System aber wirklich?

«Auf der Seite der Bahn ist die Auslastung mit der Kapazität gegeben. Das führt also durchaus zu einer Lenkung der Besucherströme», erklärt Tourismus-Experte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern auf Anfrage von Nau.ch.

Sprich: Ist die Gondel voll, gibts kein Ticket mehr.

Die Reservationspflicht «kann aber auch dazu führen, dass mögliche Ausflügler sich gegen einen Besuch entscheiden, weil zur gewünschten Besuchszeit kein Ticket mehr verfügbar ist.»

So ein Reservationssystem sei per se nicht neu in der Schweiz.

Die Gelmerbahn, die Stanserhornbahn oder die Jungfraubahn hätten dies schon eingeführt. «Neu ist, dass man bei einer Gondel ein Reservationssystem hat.»

Ob das neue System auch die Natur entlasten werde, kann Stettler nicht sagen. «Wenn gleich viele Menschen hochgehen, diese aber einfach besser verteilt sind, entlastet es die Natur ja nicht.»

Diese Reservationspflicht diene aber den Bahnbetreibern oder etwa auch dem Gastgewerbe als Zusatzinformation. So wisse man, wann wie viele Besuchende an den Oeschinensee kommen.

«Wenn man zum Beispiel etwas vor seinem Zeitslot da ist, kann man vielleicht noch einen Kaffee trinken gehen. Es handelt sich um ein differenziertes Wartesystem», erklärt Stettler.

Experte: «Solche Reservationsmodelle werden kommen»

Der Tourismus-Experte geht davon aus, dass es solche Reservationssysteme in der Schweiz immer mehr geben wird. «An Touristenattraktionen, die Kapazitätsprobleme haben und wo man Eintritt verlangen kann, werden solche Reservationsmodelle kommen.»

Der Oeschinensee ist also erst der Anfang.

Das sei schon bei vielen Attraktionen im Ausland der Fall. Die Schwierigkeit sei, dies an natürlichen, öffentlich zugänglichen Attraktionen einzuführen beziehungsweise umzusetzen. «In Luzern wäre es zum Beispiel am Löwendenkmal denkbar, aber am Schwanenplatz oder der Kapellbrücke eher schwierig.»

oeschinensee
Das Löwendenkmal in Luzern. - zVg

«Angenehmeres Arbeiten in der Gastronomie»

Und wie sehen es die Einheimischen?

«Zum heutigen Zeitpunkt kann noch niemand wissen, wie sich das neue System bewährt», sagt Franziska Ryter, Vize-Gemeinderatspräsidentin von Kandersteg BE. «Die Reservationspflicht ist eine Massnahme, den Besucherstrom an Spitzentagen zeitlich besser zu verteilen.»

So würden Gäste nicht gleich bei ihrer Ankunft an der Talstation der Gondelbahn von einer langen Warteschlange begrüsst. Auch Engpässe bei den Parkplätzen sollen so vermieden werden.

Was hältst du von Reservationspflichten für Touristen-Attraktionen?

Ryter betont: «Es ist allen Betroffenen, der Gondelbahn, den Gästen, den Anwohnern, den Einwohnern von Kandersteg und nicht zuletzt der Natur zu wünschen, dass der Entscheid zur Einführung des Reservationssystems positive Auswirkungen zeigt.»

Ryter glaubt nicht, dass es durch das Reservationssystem weniger Besuchende geben wird. «Sie werden nur besser gelenkt.»

Auch im Ausland gebe es stark besuchte Orte, die eine Beschränkung der Besucherzahlen eingeführt haben. «Dies wirkt sich nicht nur auf ein möglichst schönes Erlebnis des Gastes aus. Es ermöglicht auch ein planbareres und angenehmeres Arbeiten, gerade in der Gastronomie

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