Nicht mehr 07.30 Uhr: Berner Schule schafft frühen Unterricht ab

Bern,
In einer Berner Schule startet der Unterricht erst um 8 Uhr. Auch in anderen Schulen soll die Frühstunde bald abgeschafft werden dürfen.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Berner Schule hat erfolgreich den Unterrichtsbeginn ab 8 Uhr getestet.
- Der Kanton will Bedingungen schaffen, um das Modell auch anderen Schulen zu ermöglichen.
- Die angepassten Schulzeiten helfen den Eltern, Beruf & Familie einfacher zu vereinbaren.
In der Berner Spitalacker-Schule wurde in einem Pilotversuch die Frühstunde abgeschafft. Auf Wunsch der Eltern wurde der Unterrichtsstart einheitlich auf 8 Uhr gesetzt. Dieser dauert täglich jeweils bis 12.15 Uhr.
Hinzu kommt Unterricht am Nachmittag von 13.45 bis 15.15 Uhr. Für die Oberstufe dauert er bis 16.20 Uhr.
Früher startete der Unterricht eine halbe Stunde früher, um 07.30 Uhr.
Ausserdem haben nun alle Kinder einen Nachmittag mehr frei. Das erlaubt der «Berner Zeitung» zufolge den Eltern, am Vormittag ein 50-Prozent-Pensum im Beruf zu absolvieren. Dies, ohne dafür eine familienexterne Betreuung engagieren zu müssen.
«Eltern fragen schon danach»
Nun will der Kanton Bern die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass auch andere Schulen dieses Modell einführen können. Gleichzeitig hat er den Pilotversuch an der Spitalacker-Schule bis zum Sommer 2027 verlängert.
Bis die kantonalen Rahmenbedingungen stehen, darf die Spitalacker-Schule andere Schulen zum neuen Modell beraten. Erste Schulen haben bereits Interesse angekündigt, wie die Zeitung berichtet.
So etwa die Primarschule Thörishaus oder der Stadtberner Schulkreis Länggass-Felsenau. «Für uns wäre es ein gutes Modell, und die Eltern fragen schon danach.» Das erklärt der geschäftsführende Schulleiter des Schulkreises Länggass-Felsenau Daniel Haudenschild.
Positiv für Vereinbarkeit von Familie und Job
Damit das Modell auf allen Stufen umgesetzt werden kann, muss die Bildungsdirektion des Kantons per Verordnung die allgemeinen Hinweise und Bestimmungen des kantonalen Lehrplans überarbeiten.
Dazu sollen verschiedene Partner aus dem kantonalen Bildungswesen, wie etwa der Berufsverband der bernischen Schulleitungen, mit einbezogen werden. «Wir sehen es als zukunftsgerichtetes Modell», erklärt Niels Lang, Co-Präsident ebendieses Verbands.
Auch er sieht die einheitlichen Unterrichtszeiten auf allen Stufen positiv für die Vereinbarkeit von Familie und Job. Ausserdem sei der leicht spätere Unterrichtsbeginn pädagogisch gut für Teenager.
Didaktische, organisatorische und logistische Herausforderungen
Bei Jüngeren sieht er aber auch didaktische Herausforderungen: «Für die kleineren Kinder sind fünf Lektionen am Stück sehr anstrengend, und die Lehrpersonen müssen den Vormittag gut rhythmisieren.»
Andere sehen zudem organisatorische und logistische Hürden, so etwa Andreas Jungo, Schulleiter im Berner Kirchenfeld: «Wir würden eine zweite Turnhalle benötigen.» Aktuell könnten die Sportlektionen nur dank den Früh- und Spätlektionen durchgeführt werden.
Lang vom Berufsverband der bernischen Schulleitungen zeigt sich dennoch zuversichtlich. Die Informationen zum Modell seien «noch sehr frisch». Das Interesse daran werde noch wachsen, ist er überzeugt.