Nach Unwetter: Brienz BE meldet Verstösse gegen Sperrzone
Interlaken-Oberhasli 16.08.2024 - 07:11
Brienz BE kommt nach dem Unwetter nicht zur Ruhe. Gestern zog erneut ein Gewitter über das Dorf. In einem Bereich trat Wasser über. Die Lage bleibt angespannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Unwetter am Montagabend hat in Brienz BE für grosse Zerstörung gesorgt.
- 70 Personen wurden evakuiert, mehrere Gebäude wurden beschädigt, zwei Personen verletzt.
- Am Wochenende könnten neue Gewitter mit viel Niederschlag über das Dorf niedergehen.
- «Vereinzelt» gibt es Verstösse gegen die von der Gemeinde verhängte Sperrzone.
Die Räumungsarbeiten nach dem Unwetter in Brienz BE sind mittlerweile in vollem Gange. Trotz Niederschlag wurde die Sperrzone am Mittwoch verkleinert. Das heisst, die ersten Personen der insgesamt 70 evakuierten Menschen können in ihre Häuser zurückkehren. Andere müssen wohl noch Monate warten.
Die Sperrzone dient der Gewährleistung der Sicherheit und dazu, dass Räumungsarbeiten nicht beeinträchtigt werden. Doch nicht alle können diese Massnahme verstehen.
Die Kantonspolizei Bern bestätigt gegenüber Nau.ch «vereinzelte Verstösse». «Es wurden jedoch keine Anzeigen erstattet.»
Um die Sperrzone sind neben der Feuerwehr auch die Polizei und Zivilschützer im Einsatz. Diese suchten mit den Betroffenen jeweils das Gespräch.
Sandra Baumgartner, Kommunikationsbeauftragte des Regionalen Führungsorgans (RFO) Oberer Brienzersee, sagt zu Nau.ch: «Es ist für uns wichtig zu begründen, weshalb diese Sperrzone besteht und was wir damit bezwecken möchten.»
Das Vorankommen der Bauarbeiten und die Sicherheit aller habe «oberste Priorität», betont sie. «Jedoch verstehe ich auch die Emotionalität und die Anliegen der Evakuierten.»
Konflikte im Zusammenhang mit Schaulustigen meldet Brienz nach dem Unwetter keine, so Baumgartner. «Wir hatten aber auch schon eine Gruppe Velofahrer, die nicht verstehen wollte, warum man nicht bis Interlaken weiterfahren kann.»
Nach Unwetter: Bach trat erneut über
Nach dem schweren Unwetter am Montag gewitterte es am Mittwochabend ein erstes Mal über Brienz. Wegen diesem Gewitter führte der Milibach erneut viel Wasser. Im Bereich «Sagi» und «Sagigässli» trat das Wasser wiederum über den Bachlauf. Das gibt das RFO Oberer Brienzersee bekannt.
Die Feuerwehr wurde frühzeitig aufgeboten. Zwei spontan eingesetzte Bagger konnten sofort effektive Dämme aufschütten. In Richtung «Ribi» und Tunnel-Portal konnten die bereits aufgeschütteten Notdämme einen erneuten Wasseraustritt verhindern.
Die Lage in Brienz muss weiterhin gut beobachtet werden. Durch bauliche Massnahmen muss gewährleistet werden, dass das Wasser des Milibaches wieder in den See fliesst. Dies muss in den nächsten zwei Tagen, also vor den prognostizierten Niederschlägen am Wochenende, geschehen, wie das RFO weiter mitteilt.
Ein Wildbachspezialist wurde aufgeboten, um die baulichen Arbeiten vor Ort zu begleiten. Heute Donnerstag besichtigen und beurteilten Ingenieure die beschädigten Gebäude rund um den Milibach.
Neue Gewitter über Berner Oberland erwartet
In Brienz kommt es auch in den nächsten Tagen immer wieder zu Niederschlägen. Die Wetterzentrale von «Meteo Schweiz» sagt gegenüber Nau.ch: «Heute Donnerstag ist die Regenneigung im Berner Oberland vorübergehend geringer. Lokale Regenschauer und Gewitter sind aber durchaus möglich.»
Am Freitag und am Samstag steigt dann die Wahrscheinlichkeit für Gewitter. «Vom Berner Oberland bis zur Brünigregion ist mit Gewittern zu rechnen. Dabei kann es auch viel Regen in kurzer Zeit geben.» Ob auch die Region Brienz davon betroffen sein wird, werde sich erst kurzfristig zeigen, wie «Meteo Schweiz» erklärt.
Viel Regen innert kurzer Zeit möglich
Wie gross die Niederschlagsmenge ausfällt, kann genau prognostiziert werden. «Es liegt aber im Bereich des Möglichen, dass erneut 40 bis 50 mm zusammenkommen. Mit der Kaltfront und dem anschliessenden Stauniederschlag sind es von Sonntagmorgen bis Montagmittag vermutlich nochmals 40 bis 60 mm. Eventuell mehr.»
Zum Vergleich: Beim Unwetter in Brienz mit zwei Leichtverletzten am Montag kamen in kurzer Zeit bis zu 100 mm zusammen.
Am Sonntag folgt eine Kaltfront. Diese bringt auch Regen mit sich. «Allerdings eher gleichmässig und nicht mehr in kurzer Zeit.»