Unwetter in Brienz BE: «Mehr als 100-jähriges Ereignis»

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Interlaken-Oberhasli 14.08.2024 - 07:13

Ein heftiges Unwetter im Berner Oberland hat in Brienz BE für grosse Verwüstung gesorgt. Rund 70 Personen wurden evakuiert. Die Schäden vor Ort sind immens.

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Der Brienzer Gemeindepräsident Peter Zumbrunn im Interview. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Unwetter am Montagabend hat in Brienz BE für grosse Zerstörung gesorgt.
  • Zwei Personen wurden leicht verletzt, 70 mussten evakuiert werden.
  • Noch weiss man nicht, wann die Evakuierten in ihre Häuser zurückkehren können.
  • Der Gemeindepräsident Peter Zumbrunn steht Nau.ch Rede und Antwort.

Ein heftiges Unwetter vom Montagabend hat im Berner Oberland für enorme Schäden gesorgt. Besonders Brienz BE war stark betroffen. Innerhalb einer Stunde ist etwa ein Drittel der üblichen Monatsmenge an Regen in der Region gefallen.

Es seien 42 Millimeter Regen registriert worden, sagte ein Meteorologe von MeteoSchweiz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

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Ein Augenschein vor Ort am Dienstagvormittag zeigt das Ausmass der Zerstörung in der Sperrzone in Brienz BE. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Der Milibach war gegen 18.30 Uhr wegen starkem Niederschlag schnell angeschwollen und ist über die Ufer getreten.

Eine Schlammlawine überschwemmte Bahngleise und Strassen im Dorf. 70 Personen wurden evakuiert. Mehrere Gebäude wurden beschädigt, zwei Personen wurden verletzt.

Im Nau.ch-Interview schildert Gemeindepräsident Peter Zumbrunn das Befinden der Anwohnerinnen und Anwohner: «Das Unwetter ist ein Schock für die Leute. Insbesondere, wenn es das eigene Haus betrifft.»

Unwetter weckt Déjà-vu zum 2005

Die Ereignisse vom Montag rufen beim Gemeindepräsidenten ein Déjà-vu zum Unwetter 2005 hervor. Damals trat der Glyssibach im Dorf über – und verwüstete Brienz. Zwei Menschen starben.

«2005 ist uns immer noch präsent», so Zumbrunn. «Jetzt haben wir zwar nur einen Bach, der übergelaufen ist. Aber die Überschwemmung betrifft auch ein grosses Wohngebiet.»

Brienz
Der Sammler, der nach dem Unwetter 2005 errichtet wurde. - zvg

Nach dem Unwetter 2005 hatte man in Brienz Schutzmassnahmen ergriffen. Unter anderem wurde ein sogenannter Sammler unterhalb des Bachs gebaut. «Die Massnahmen, die man damals gemacht hat, sind für ein 100-jähriges Ereignis ausgelegt», erklärt Zumbrunn.

Aber: «Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir von einem höheren Ereignis als einem 100-jährigen Ereignis aus.»

Die Massnahmen haben gegriffen. Der Sammler hielt einen grossen Teil an Steinbrocken und Holz auf. «Es wäre nicht auszudenken, wenn das auch noch runtergekommen wäre.»

Brienz Unwetter
Diese Drohnenaufnahme zeigt das zerstörte Dorf Brienz BE nach dem Unwetter. - zvg

Peter Zumbrunn ist «langsam müde», sagt er kurz vor dem Mittag. «Am Nachmittag gönne ich mir zwei Stunden Schlaf. Am späteren Abend beschliessen wir das weitere Vorgehen.» Am Dienstagabend droht nämlich bereits ein neues Unwetter.

Neue Unwetter bedrohen Räumungs-Arbeiten

Um 10.30 Uhr heute Dienstagvormittag informierte die Gemeinde darüber, wie es weitergeht.

Es würden unter anderem Vorkehrungen getroffen wegen den neuen Unwettern am Abend. Die Gemeinde will frühzeitig informieren, wann die Sperrzone vergrössert werden soll.

Denn die Räumungsarbeiten haben einen «engen Zeithorizont». Am Abend brauen sich neue Gewitterzellen zusammen. Es gilt, weitere Schäden zu vermeiden.

Die genaue Anzahl der beschädigten Gebäude sei derzeit nicht bekannt. Wann die evakuierten Personen zurück in die Häuser kehren können, ist ebenfalls unbekannt.

Die meisten der evakuierten Personen sind gemäss Aussagen der Behörden privat untergekommen.

Durchfahrt gesperrt und ÖV unterbrochen

Die Durchfahrt durch Brienz ist gesperrt, so wie auch das Gebiet «Ändersdorf» (rote Zone). Die Räumung der Hauptstrasse kann beginnen. Die Bahn- und Schiffsverbindungen bleiben unterbrochen. Busse sind im Einsatz.

Nicht nur Brienz wurde im Berner Oberland heftig getroffen – auch an anderen Orten kam es zu Schäden. So wurde etwa die Strasse zwischen Zweilütschinen und Grindelwald von einem Murgang verschüttet und musste gesperrt werden.

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