YB: Wer sind die Leadertypen beim Meister?
Bern 22.07.2024 - 14:23
Fehlstart für YB: Der Meister kassiert zum Start der neuen Saison eine Heimniederlage gegen Aufsteiger Sion. Ein Problem der Vorsaison ist (noch) nicht behoben.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz 1:0-Führung verliert YB zu Hause gegen Sion mit 1:2.
- Hadjam fliegt vom Platz, Goalie von Ballmoos und Anel Husic erwischen keinen guten Tag.
- Was erneut auffällt: YB fehlen Leadertypen – und die Aggressivität.
Am 15. August 1996 wird Rolf Fringer zum Schweizer Nati-Trainer erkoren. Nur wenige Wochen später erlebt er mit seinem Team das «Debaku» in Aserbaidschan (0:1).
Zwei Tage nach Fringers Dienstantritt gewinnt Sion im alten Wankdorfstadion mit 2:1 gegen YB. Die YB-Führung erzielte damals Klub-Legende Robert Prytz.
Was damals noch niemand ahnt: Es bleibt für viele Jahre der letzte Liga-Sieg der Walliser in Bern. Bis gestern Sonntag: Aufsteiger Sion bezwingt YB nach Rückstand und in Überzahl mit 2:1. Ein bitterer Einstand für Neo-Trainer Patrick Rahmen.
Nach starkem Start stark abgebaut
Dabei stellt der neue Coach sein Team eigentlich gut auf den Gegner ein: YB kommt trotz tief stehender Abwehrreihe zu einigen Chancen. Das war in der letzten Saison oftmals ein Manko. Zuerst vergibt Elia eine gute Möglichkeit, dann trifft Silvere Ganvoula zur verdienten Führung. In der Folge verpassen die Berner das 2:0.
Dann nimmt das Unheil aus YB-Sicht aber seinen Lauf – weil mindestens zwei Akteure an diesem Sonntagnachmittag nicht auf der Höhe sind: Captain David von Ballmoos lässt einen Abschluss nach vorne abprallen, Djokic verwertet eiskalt.
Nach der Pause fliegt Jaouen Hadjam mit Gelb-Rot vom Platz – es ist ein Bärendienst an seinem Team. Auch wenn zumindest die erste Verwarnung diskutabel ist.
In Unterzahl lässt sich Innenverteidiger Anel Husic vor dem 1:2 von Chouaref überlaufen. Auch bei diesem Abschluss könnte man den Goalie in die Pflicht nehmen.
YB vor zwei schwierigen Auswärtsspielen
«So eine Heimniederlage ist absolut schlecht», erklärt Rahmen nach dem Spiel. «Da bin ich froh, gehts gleich am Mittwoch weiter.»
Die beiden nächsten Aufgaben werden indes nicht einfacher: Nach dem Auswärtsspiel in Genf gegen Servette wartet die Reise zum FCSG. Beides Pflaster, die YB in der Vergangenheit nicht sonderlich lagen.
Stellt sich die Frage: Sehen die Verantwortlichen in ihrem Kader jetzt trotzdem noch Handlungsbedarf? Das Abwehrduo Lauper/Husic hat zumindest nicht Werbung in eigener Sache gemacht. So dürfte die Qualifikation für die Champions League schwierig werden.
Ob Ali Camara und Loris Benito Ende August schon wieder einsatzbereit sind, steht noch in den Sternen. Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass YB nochmal einen Innenverteidiger einkauft. Mit Tanguy Zoukrou hat man einen talentierten Franzosen geholt. Nach dem Auftritt von Husic gegen Sion dürfte Zoukrous Debüt nicht lange auf sich warten lassen.
Wer sind die Leader bei YB?
Vielmehr fehlen dem amtierenden Meister immer noch Führungsfiguren – das war bereits letzte Saison ein Problem. Auch deshalb hat sich David von Ballmoos im Dreikampf gegen Racioppi und Keller durchgesetzt: Er ist einer der wenigen Leader im Kader. Captain Benito fehlt weiterhin. Spieler wie Lauper, Itten oder Ugrinic sind keine Lautsprecher.
Das fällt auch auf dem Platz ins Gewicht – nicht erst seit gestern. Rückschläge verkraftet das Team nur schlecht, es erinnert wenig an die Aggressivität und den unbändigen Willen, den man zum Beispiel in den Saisons unter Gerardo Seoane spüren konnte.
Nur: Damals waren mit Aebischer, Fassnacht, Lustenberger, Rieder, Martins oder Zesiger dominantere Spielertypen im Kader.
Bei YB setzt man heute unter anderem darauf, dass die kostspieligen Transfers Darian Males und Kastriot Imeri endlich nachhaltig einschlagen. So wie es bei Filip Ugrinic funktioniert hat. Diesen Beweis sind aber bisher beide schuldig geblieben.
Einer der Lichtblicke aus dem Sion-Spiel: Der junge Miguel Chaiwa, der den verletzten Cheikh Niasse im Zentrum ersetzt. Er gewinnt neben Ugrinic viele Zweikämpfe und holt Bälle. Trotzdem wäre die Position des Sechsers vielleicht genau die, auf der YB einen routinierten Leadertypen gebrauchen könnte.