YB – Lars Lunde: «Arbeit nach Contini-Wechsel noch nicht beendet»
Bern 27.12.2024 - 04:31
YB holt Giorgio Contini als neuen Trainer. Für Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde ist klar: Es braucht Korrekturen im Kader, damit es mit dem Meister aufwärtsgeht.
Das Wichtigste in Kürze
- Morgen nimmt YB das Training wieder auf, am 2. Januar folgt das Trainingscamp in Belek.
- Neu ist Trainer Giorgio Contini bei den Bernern am Ruder.
- Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde fordert einen «Steuermann» für das Zentrum.
- Zudem könnte ein Wechsel von Christian Fassnacht das «YB-Gen» zurückbringen.
Schon am Samstag legen die Young Boys mit ihrer Vorbereitung wieder los. Jetzt also unter der Leitung von Giorgio Contini, den YB als neuen Trainer geholt hat.
Für mich ist der bisherige Nati-Assistent eine spannende Wahl. Er ist ein sehr sympathischer Typ und bringt mehrere Eigenschaften mit, die wichtig sind – wie zum Beispiel die Sprachen.
Ich bin allerdings noch nicht sicher, ob es der richtige Zeitpunkt für den Trainerwechsel war. Denn es besteht eine Gefahr: Wenn die Rückrunde nicht erfolgreich verläuft, hat Contini für die neue Saison schon mit Gegenwind zu kämpfen.
Deshalb hätte ich die Saison mit Joël Magnin beendet und dann im Sommer einen Neustart gemacht. Aber die sportliche Leitung bei YB hat sich über dieses Szenario sicher auch Gedanken gemacht. Und jetzt eine Entscheidung getroffen.
Starker Auftritt von Spycher – jetzt muss YB nachlegen
Doch die Arbeit ist für YB jetzt noch nicht beendet. Sport-Boss Christoph Spycher hat beim Sieg im letzten Spiel des Jahres gegen Servette ein beeindruckendes TV-Interview gegeben.
Er kam wie immer sehr souverän rüber, sprach dabei wichtige Punkte an. Spycher hat als «Kapitän» des Klubs deutlich Stellung bezogen, dabei auch Fehler eingestanden.
Wichtig ist, dass jetzt den Worten auch Taten folgen. YB muss in meinen Augen in der Defensive nachlegen. Es braucht einen Steuermann im Mittelfeld, der Filip Ugrinic entlasten kann.
Denn der ist ein wichtiger Spieler, hat viel Power – ist aber nicht der «Chef», den es im Zentrum benötigt. Klar ist aber auch: Leader wachsen nicht auf den Bäumen und kosten viel Geld.
Dazu muss Darian Males jetzt seine aufsteigende Form konservieren. Kastriot Imeri muss im Frühling einen Sprung nach vorne machen, sonst muss man wohl auch mal über einen Wechsel nachdenken.
Lunde: «Schade, kommt Colley nicht mehr zum Einsatz»
Lieber würde ich auf der Aussenbahn Ebrima Colley wieder häufiger sehen, der in meinen Augen ein Juwel ist. Schade, kam er zuletzt nicht mehr zum Einsatz. Ich bin sicher: Mit mehr Spielpraxis könnte er explodieren.
Im Sturm sehe ich Cedric Itten klar vorne, auch wenn er zuletzt nur selten überzeugt hat. Silvere Ganvoula wirkt auf mich häufig wie ein Fremdkörper, er ist für aus meiner Sicht sogar ein Fehleinkauf. Trotzdem: An den Stürmern liegt es nicht, dass YB keine gute Hinrunde gezeigt hat. Sie werden oftmals nicht genügend mit Bällen gefüttert.
Einer, der das machen könnte, wäre Christian Fassnacht. Seine Rückkehr könnte das «YB-Gen» zudem wieder zurückbringen.
Lunde: «Sehe kein Team, das besser ist als YB»
Was ich mir in der Rückrunde erhoffe? Es hat mich in dieser Saison eigentlich nie «aus dem Sitz gelupft». Ich möchte mal wieder nach einem YB-Match nach Hause gehen und sagen: «Heute war es von A bis Z ein super Spiel meiner Berner.»
Klar sind das aktuell hohe Erwartungen. Aber für mein Fan-Gefühl muss die Meisterschaft immer über YB gehen. Trotz acht Punkten Rückstand: Ich sehe keine Mannschaft in der Super League, die wirklich besser ist.
Zuerst gilt es für Giorgio Contini und sein Team aber, überhaupt in die Top 6 zu kommen. Dann schauen wir weiter. Aber für mich ist klar: Es kann in dieser Saison noch alles passieren!
Hopp YB & einen guten Rutsch!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit 2024 auch Nau.ch-Kolumnist.