SVP-Regierungsrat ist froh, dass Ukraine-Krieg andauert

Bern,
Der «Campus Biel» wird teuer. Baudirektor Christoph Neuhaus ist froh, dass die Bauteuerung bei Ende des Ukraine-Kriegs kein Faktor ist. Das sorgt für Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) sorgt mir einer Aussage für Kritik.
- Er sei froh, dass der Ukraine-Krieg andauere, da sonst die Bauteuerung massiv wäre.
- Neuhaus hat sich nachträglich für die «unglückliche Bemerkung» entschuldigt.
Christoph Neuhaus, scheidender Regierungsrat und Baudirektor des Kantons Bern, hat mit einer kontroversen Aussage zum Ukraine-Krieg für Aufsehen gesorgt. In einem Interview mit Radio SRF machte er eine Bemerkung, die viele als zumindest irritierend empfanden.
Neuhaus: «Froh, dass der Krieg in der Ukraine nicht fertig ist»
Neuhaus wurde im Zusammenhang mit dem sechs Jahre verspäteten Baubeginn des Campus Biel interviewt. Als er nach eigenen Fehlern gefragt wurde, antwortete er: «Ich bin auch froh im Augenblick, dass der Ukraine-Krieg noch nicht fertig ist. Wenn dort wieder aufgebaut wird, dann gibt es eine Riesenbauteuerung.»

Man glaubte, sich verhört zu haben: Sind für Christoph Neuhaus die Schrecken eines Krieges vernachlässigbar, wenn dafür seine Bauprojekte günstiger bleiben? Spricht der Baudirektor hier etwa im Sinne der Haltung des Gesamtregierungsrats?
«Aussage zynisch»
Christoph Reichenau vom Verein Ukraine-Hilfe Bern zeigt sich gegenüber der «Berner Zeitung» irritiert über Neuhaus' Kommentar: «Dass der Wiederaufbau in der Ukraine das Bauen in der Schweiz verteuern sollte, erschliesst sich mir nicht.» Und ganz abgesehen davon: «Ich finde diese Aussage zynisch.»

Reichenau seinerseits würde sich über einen gerechten Frieden in der Ukraine freuen. Für einen solchen Durchbruch wäre auch ein wenig Teuerung akzeptabel: «Der Frieden müsste uns in der Schweiz viel wert sein.»
Christoph Neuhaus entschuldigt sich
Die Berner Regierung reagiert auf Anfrage der «BZ» schnell: «Der Regierungsrat hat vom erwähnten Radiointerview Kenntnis erhalten», teilte die Medienstelle mit. «Er distanziert sich ausdrücklich von dieser Aussage.» Neuhaus selbst äusserte ebenfalls Bedauern über seine unglückliche Bemerkung und entschuldigte sich dafür.
Unbestritten ist, dass der Wiederaufbau der Ukraine wegen der Zerstörungen durch Russland sehr teuer wird. Die Weltbank schätzte den Bedarf Ende 2024 auf 524 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als die Hälfte des Schweizer BIP. Dieser Betrag dürfte durch die andauernde russischen Aggressionen seither noch gestiegen sein.