Grüne Köniz: «Förderung des Fuss- und Veloverkehrs ist zentral»
Köniz 14.03.2024 - 03:29
Lukas Erni (Grüne) spricht im Interview über den Verpflichtungskredit für «Fuss Velo Köniz 2025–2029». Dieser sei zentral zur Erreichung der Klimaziele, sagt er.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Programm «Fuss Velo Köniz 2020–2024» läuft Ende dieses Jahres aus.
- Nun entscheidet das Könizer Gemeindeparlament über eine zweite Programmperiode.
- Für Lukas Erni (Grüne) ist klar: Das Programm ist zentral zur Erreichung der Klimaziele.
Dem Programm «Fuss Velo Köniz» soll eine zweite Periode von 2025 bis 2029 zugesprochen werden. Durch die Massnahmen sollen die Menschen dazu animiert werden, aufs Auto zu verzichten und stattdessen mit dem Velo oder zu Fuss unterwegs zu sein. Der Gemeinderat beantragt dem Parlament nun eine Bewilligung des Verpflichtungskredits in Höhe von 1,2 Millionen Franken.
Im Interview spricht Lukas Erni (Grüne) über die erste Programmperiode und darüber, weshalb es «Fuss Velo Köniz» weiterhin braucht.
Nau.ch: Stimmt Ihre Fraktion dem Verpflichtungskredit für «Fuss Velo Köniz 2025–2029» zu?
Lukas Erni: Ja, die Fraktion der Grünen/Jung-Grünen stimmt dem Verpflichtungskredit zu. Die Förderung des platzsparenden Fuss- und Veloverkehrs ist zentral, um die Klimaziele zu erreichen.
Nau.ch: Wie zufrieden sind Sie mit der ersten Programmperiode von «Fuss Velo Köniz 2020–2024»?
Erni: Wir sind mit der ersten Programmperiode sehr zufrieden. Wir spüren ein starkes Engagement aller beteiligten Personen und Fachbereichen, insbesondere von der Programmverantwortlichen Tanja Hug. Trotz begrenzter finanzieller Ressourcen konnten sie zahlreiche Massnahmen realisieren und die Bedeutung des Langsamverkehrs festigen.
Eine attraktive und sichere Infrastruktur ist für die Könizer Bevölkerung sehr wichtig. Besonders Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen sind darauf angewiesen. Das Programm hilft dabei, die entsprechenden Massnahmen bereits früh in die Planungsprozesse miteinfliessen zu lassen.
«Ein Problem stellen weiterhin sogenannte Elterntaxis dar»
Nau.ch: Welche Lehren ziehen Sie aus der ersten Programmperiode?
Erni: «Fuss Velo Köniz» hat sich erfolgreich als eigene «Marke» etabliert. Positiv hervorzuheben ist für uns die Vielfalt und Verteilung der Massnahmen an unterschiedlichen Stellen. Ein Problem stellen jedoch weiterhin sogenannte Elterntaxis dar, die die Sicherheit auf den Strassen paradoxerweise durch ihren Mehrverkehr weiter verringern.
Aus Sicht der Grünen/Jung-Grünen bedarf es einer konsequenteren Neugestaltung der Verkehrsräume – insbesondere in den Siedlungsräumen. Gerade in den städtischen Ortsteilen beansprucht das Auto noch immer einen unverhältnismässig grossen Raum und geniesst weiterhin politisch und wirtschaftlich einen hohen Stellenwert. Um die Mobilitäts- und Klimaschutzziele erreichen zu können, sind mutige und effiziente Lösungen gefragt. Dazu gehört auch die Diskussion über die Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raumes.
«Genügt nicht, Verkehrshauptachsen beim Status quo zu belassen»
Nau.ch: Die Schwerpunkte der zweiten Programmperiode sind die Mobilitätsziele von Region, Kanton und Bund, die Klimaziele und ein Verlagerungsziel. Sind Sie mit den gesetzten Zielen einverstanden?
Erni: Wir unterstützen die Ziele und Schwerpunkte der zweiten Programmperiode. Massgebend für uns ist jedoch die konkrete Umsetzung der Massnahmen. Es genügt nicht, Verkehrshauptachsen unter dem Vorwand des rollenden Durchgangsverkehrs beim Status quo zu belassen. Es hat sich in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass der Ausbau und die Förderung vom Langsamverkehr bei gleichzeitiger Reduktion des motorisierten Individualverkehrs positive Effekte auf Anwohnende und das lokale Gewerbe haben.
Nau.ch: Fordern Sie sonstige Anpassungen in der Könizer Verkehrspolitik?
Erni: Der Strassenraum wird nach wie vor stark vom motorisierten Individualverkehr dominiert. Wir brauchen die Vision einer Gemeinde, die sich für wertvolle Lebensräume einsetzt. Einen interessanten Ansatz verfolgt das Konzept der 15-Minuten-Stadt. Hierbei sollen alle wichtigen Anlaufstellen, wie Arbeit, Einkauf, Kita oder Schule, innert 15 Minuten ohne Auto erreichbar sein.
Dadurch entfällt ein Grossteil des Durchgangsverkehrs und es entsteht neuer Platz für lokale Initiativen. Natürlich müssen die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Köniz hat sehr unterschiedliche Ortsteile. In den wachsenden städtischen Teilen jedoch muss zumindest der Strassenraum neu gedacht werden. Aspekte wie Verkehrsberuhigungen, Lärmschutz, Flächenentsiegelung und Barrierefreiheit müssen stärker in der Planung verankert werden.
«Es ist Zeit für mehr Kreativität und Mut bei der Gestaltung unserer Verkehrsräume»
Erfreulicherweise stellen wir aber fest, dass mittlerweile auch konservative Kreise den Mehrwert dieser Neugestaltungen zunehmend erkennen. Eine moderne Verkehrsplanung erfordert einen offenen Blick und muss bereit sein, etablierte Mobilitätskonzepte kritisch zu hinterfragen und Ideen mutig umzusetzen. Es ist Zeit für mehr Kreativität und Mut bei der Gestaltung unserer Verkehrsräume – sowohl in ländlichen wie auch in städtischen Ortsteilen.
Zur Person: Lukas Erni (31) ist Mitglied des Parlaments Köniz und im Vorstand der Grünen Köniz. Er arbeitet als Projektleiter Digitalisierung und wohnt im Liebefeld in Köniz.