Festivals sagen Philipp Fankhauser ab, weil er «zu wenig woke» ist

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Thun,

Seit Jahrzehnten begeistert Philipp Fankhauser mit seiner Musik, nun folgt ein neues Album. Doch Festivalveranstaltern scheint eine Sache nicht zu passen ...

Philipp Fankhauser
Musiker Philipp Fankhauser spricht über die Schattenseiten seines Erfolges. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Philipp Fankhauser geht mit seinem neuen Album auf Tournee.
  • Von Festivalveranstaltern erhielt der Musiker in letzter Zeit jedoch vermehrt Absagen.
  • Für das Publikum sei er «zu wenig woke», glaubt der Blues-Star.

Er wurde für den Grammy vornominiert, reiste für Konzerte um die halbe Welt und hat gerade ein neues Album veröffentlicht. Seit bald 40 Jahren steht der Schweizer Blues-Musiker Philipp Fankhauser (61) jetzt auf der Bühne.

Doch der gebürtige Thuner möchte nicht mehr in die Nische dieses Musikgenres gedrängt werden. Im Interview mit dem «Bund» gibt er zu: «Ich habe mich in den letzten 38 Jahren selber ein bisschen kasteit. Es musste alles unter dem Deckmantel Blues verkauft werden.»

Philipp Fankhauser
Philipp Fankhauser hat sich in den letzten Jahrzehnten als Blues-Musiker einen Namen gemacht. - keystone

Fankhausers Musikspektrum sei jedoch schon immer «relativ breit» gewesen. Auch Soul- und Country-basierte Nummern sind auf seinem neuesten Album zu hören.

Der Sänger räumt mit alten Klischees auf: «Blues wird bei uns als etwas Eindimensionales verstanden, als etwas Schweres, Trauriges, mit den immer gleichen Akkorden. Doch Blues ist mehr als das. Es ist ein Plateau für so vieles.»

Fankhauser regt sich über «hippe Leute» auf

Sein Publikum damit zu überzeugen, sei jedoch schwierig, meint der 61-Jährige: «Es ärgert mich, von den ‹hippen› Leuten in eine Nische gedrängt und als alter Thuner Blueser abgetan zu werden.»

Eine Haltung, die sich auch auf seine Engagements auswirkt. «Die Festivalveranstalter winken ab», erklärt Fankhauser. «Weil ich zu wenig woke bin, nicht vegan lebe und keine lustigen Filmchen auf Social Media poste.»

Philipp Fankhauser
Der 61-Jährige möchte sein Publikum auch mit anderen Musikgenres überzeugen. - keystone

Wie der Musiker darauf reagiert?

«Denen sage ich: ‹Ich bin keine Nische, ich habe seit 1987 über 2500 Konzerte gespielt und weit über 200'000 Platten verkauft. Ganz ohne lässige Dance-Moves und schicke Foulards um den Hals. Und Achtsamkeit is my middle name!›»

Dennoch stellt er klar: «Ich habe keine Verjüngung angestrebt, und ich bleibe mir treu.»

Blues-Star war während Krankheit in «kreativem Loch»

Fankhauser musste sich vergangenen Sommer aufgrund einer Knochenmark-Erkrankung einer Stammzellen-Transplantation unterziehen. Durch diesen Eingriff erhielt der Musiker eine neue DNA und eine andere Blutgruppe.

Ein anderer Mensch sei er dadurch aber nicht geworden, wie der Thuner lachend zugibt. «Ich habe gehofft, dass da noch ein paar neue Facetten dazukommen. Dass ich um 5 Uhr aufstehe und auf den Niesen jogge. Aber nein, ich bin immer noch derselbe brummige Typ.»

Philipp Fankhauser
Der Musiker erhielt 2006 die Diagnose einer Knochenmark-Erkrankung, die Operation erfolgte erst im vergangenen Jahr. - keystone

Zwar habe er vermutet, dass die Zeit während seiner Krankheit Möglichkeiten biete, um tiefgründigere Ideen für musikalische Werke zu erarbeiten. Doch: «Das ist ausgeblieben. Ich befand mich in einem kreativen Loch», so Fankhauser.

«Habe immer das Gefühl, dass meine Karriere vorbei ist»

Diese Phase ist nun aber passé. Sein neuestes Album «Ain't That Something» erschien vergangenen Freitag – «ein Hüftschuss», wie Fankhauser stolz anpreist. «Als wir es nach acht Tagen im Kasten hatten, waren wir verblüfft, wie ein solch homogenes, stimmiges Album entstehen konnte.»

Hörst du die Musik von Philipp Fankhauser?

Mit seinem neuesten musikalischen Werk begibt sich der 61-Jährige auch auf Tournee. Doch die Zukunftsängste beschäftigen den Sänger dennoch. «Aber das ist bei mir nichts Neues», erklärt er. «Ich habe immer das Gefühl, dass mich alle vergessen haben, dass meine Karriere vorbei ist.»

Für Philipp Fankhauser gilt daher nur eines: «Es wird nach vorne geblickt. Und wenn es mit der Musik nicht mehr klappt, werde ich halt Hundepfleger.»

Bereits am Wochenende wird der Blues-Star jedoch wieder auf der Bühne stehen. Fankhauser ist einer der Acts am «Adelboden Live». Auch weitere Schweizer Musiker wie Gölä (56) oder Bastian Baker (33) werden auftreten.

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