Adelboden BE: Berner Oberländer ekeln Städterin aus Bergdorf

Eine Städterin verliebt sich in Adelboden BE und zieht deshalb kurzerhand dorthin. Doch das idyllische Dorf wird für die 66-Jährige schnell zum Albtraum.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Städterin verliebt sich auf einer Skitour in das Bergdorf Adelboden BE.
- Die 66-Jährige entscheidet sich für den Umzug, doch die anfängliche Idylle trügt.
- Bald eckt die Frau im Dorf and und verlässt es wieder – unfreiwillig.
Eigentlich ist der Beginn dieser Geschichte eine Lovestory. Es geht aber für einmal nicht um einen Menschen, sondern um ein Dorf. Eine Frau verliebt sich auf einer Skitour nämlich in Adelboden BE.
In der Folge entscheidet die Städterin, dass sie dorthin ziehen möchte. Der Umzug erfolgt schliesslich im Sommer 2022 – die 66-Jährige freut sich auf weniger Stadtlärm, mehr Ruhe.
Doch die anfängliche Idylle mitten in der Berglandschaft des Berner Oberlands trügt. Kurz nach dem Einzug entdeckt sie zahlreiche Mängel in ihrer 3,5-Zimmer-Wohnung mit Blick auf den Lohner: Der Kühlschrank funktioniert nicht, der Backofen bleibt kalt, der Geschirrspüler ist defekt.
Ungeziefer nistet sich ein. Der Vermieter reagiert nur zögerlich auf ihre Bitten um Reparatur.
Da die Probleme anhalten, wendet sich die Frau an die Schlichtungsbehörde Berner Oberland. Diese ordnet an, dass die Mängel behoben werden müssen. Doch statt Verbesserungen erhält sie im Mai 2023 die Kündigung.
«Ich war schockiert», sagt sie gegenüber dem «Beobachter», der über den Fall berichtet. Die Frau glaubt, dass sie gehen musste, weil sie unbequem war und sich gewehrt hat.
Gemeindeangestellter wegen Amtsgeheimnisverletzung verurteilt
Die Frau beschleicht das Gefühl, dass Zugezogene in Adelboden nicht immer willkommen sind. «Es gibt Leute, die in Adelboden das Sagen haben. Sie sorgen dafür, dass Auswärtige wieder gehen müssen, wenn sie sich nicht alles gefallen lassen.»
Besonders irritiert war sie, als Dorfbewohner plötzlich über ihre finanziellen Verhältnisse Bescheid wissen: Sie ist EL-Bezügerin, hatte aber nie Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Wie kamen diese Informationen an die Öffentlichkeit?
Ein beunruhigender Vorfall verstärkt ihr Misstrauen. Sie erhält eine Einladung zu einem Jahrgangstreffen, obwohl sie bei ihrer Anmeldung in Adelboden eine Datensperre beantragt hatte. Aus Schutz vor ihrem Ex-Mann.
Sie stellt Nachforschungen an und reicht Anzeige ein. Später wird der damalige Leiter der Einwohnerkontrolle per Strafbefehl wegen eventualvorsätzlicher Verletzung des Amtsgeheimnisses verurteilt.
Auch Nachbarin erhält Kündigung in Adelboden – und Drohbriefe
Die Geschichte bleibt in der Folge kein Einzelfall: Denn auch die Nachbarin der Städterin machte unliebsame Erfahrungen in Adelboden. Nach wiederholten Streitigkeiten mit ihrem Partner erhält sie plötzlich die Kündigung.
Ihre damalige Vermieterin: Die Schwester des Vermieters der in diesem Artikel erwähnten 66-Jährigen. Doch damit nicht genug: Während sich das Paar widerwillig auf die Suche nach einer neuen Wohnung machen, landen in ihrem Briefkasten anonyme Drohbriefe.
Besonders perfide sind die Drohungen gegen den Hund des Paares: «Nichts gelernt. Jetzt muss halt euer Hund daran glauben! Selber Schuld! Ist ja klar, einer säuft und die andere ist psychisch daneben.»
Der Hund des Paares ist mittlerweile verstorben, die Todesursache wurde nie geklärt. Die Nachbarin zeigt ihre Vermieterin wegen Drohung und Beschimpfung an – mit Erfolg. Sie wird verurteilt.
Mündliche Zusage für Städterin – und dann eine plötzliche Absage
Zurück zur Städterin – auch sie will Adelboden trotz der angeblich feindlichen Stimmung nicht verlassen. Doch die Suche nach einer neuen Bleibe ist schwierig.
Sie bewirbt sich auf 146 Wohnungen in und um das Bergdorf. Immer wieder bleibt eine Antwort aus. Schliesslich erhält sie eine mündliche Zusage – doch kurz darauf kommt eine Absage.
In einer E-Mail heisst es: «Unsere nachträglichen Recherchen ergaben, dass es bei Ihnen in der Vergangenheit zu problematischen Mietverhältnissen kam." Sie vermutet, dass ihr ehemaliger Vermieter dahintersteckt.
Eine Anzeige wegen Verleumdung bleibt jedoch ohne Folgen, die Staatsanwaltschaft Bern eröffnete keine Untersuchung. Gegenüber dem «Beobachter» meint die 66-jährige Städterin: «Es ist tragisch, dass manche Leute offenbar machen können, was sie wollen, und damit auch noch durchkommen.»
Vermieter weisen Vorwürfe zurück
Der Vermieter weist die Vorwürfe zurück: Die Kündigung sei korrekt erfolgt. Er sei der Frau sogar bei einem Erstreckungsbegehren entgegengekommen. Leider habe sie die Wohnung dann auf ein später vereinbartes Datum hin nicht geräumt und später ohne zu putzen verlassen.
Eine Übergabe sei nicht möglich gewesen, so der Vermieter weiter. Er behauptet ausserdem, auf den Kosten für Reinigung und Instandhaltung sitzen geblieben zu sein. Auch der Mann, der der Städterin, eine mündliche Zusage gegeben haben soll, kommt zu Wort.
Er sagt, dass er die Informationen über «die problematischen Mietverhältnisse», von einer «sehr verlässlichen Seite» erhalten habe. Dabei betont der Mann, dass diese keinen Bezug auf den früheren Vermieter oder dessen Verwandtschaft habe.

Die Frau hat mittlerweile abgeschlossen mit ihrem Sehnsuchtsort in den Bergen. Heute lebt sie am Thunersee. Ihre ehemalige Nachbarin ist noch immer in Adelboden.
Erst vor wenigen Wochen erhielt sie erneut eine Drohkarte: «Verschwinde aus Adelboden, du zahlst keine Steuern. Schmarotzer brauchen wir hier nicht!»