Meyer Burger läutet nächste Runde im Überlebenskampf ein
Thun 06.12.2024 - 11:43
Mit einer Brückenfinanzierung ist der Überlebenskampf beim angeschlagenen Unternehmen Meyer Burger noch nicht gesichert. Meilensteine müssen erfüllt werden.
Die gute Nachricht zuerst: Dem angeschlagenen Solarunternehmen Meyer Burger ist es gelungen, sich eine Brückenfinanzierung zu sichern. Die schlechte: Der Überlebenskampf ist damit noch nicht gewonnen.
Meyer Burger konnte am Freitagmorgen mitteilen, dass das Unternehmen von seinen Anleihegläubigern eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von annähernd 40 Millionen US-Dollar erhalten hat. «Die erste Tranche über knapp 20 Millionen sollte noch im Laufe des heutigen Tages bei uns eingehen», kündigte CEO und VR-Präsident Franz Richter im Gespräch mit Journalisten an.
An der Börse gab es erst einmal Applaus. Die Meyer-Burger-Aktien haben sich am Freitagvormittag auf 1,70 Franken knapp verdreifacht. Allerdings notieren die Titel auch damit noch weit unter früheren Werten: So hatte der Kurs zum Jahresbeginn noch bei 55 Franken gelegen.
Für die Auszahlung der restlichen Tranchen müssen nun bestimmte Meilensteine erfüllt werden. Einer der wichtigsten sind die Verhandlungen mit dem Mitte November überraschend abgesprungenen Grosskunden Desri. Dessen Kündigung hatte vor wenigen Wochen das ohnehin problembeladene Unternehmen an den Rand des Abgrunds gedrängt.
Trotzdem war Meyer Burger mit dem wichtigsten Kunden in Verhandlungen geblieben. Die Frage sei nun, wie ein möglicher neuer Vertrag aussehen könnte, heisst es in ersten Kommentaren am Markt. Bei der ZKB etwa sorgt sich der zuständige Experte, dass die Konditionen deutlich schlechter als zuvor sein könnten.
Aber davon will zunächst niemand etwas hören. Auch der Meyer-Burger-Chef äussert sich dazu nicht. Stattdessen betont er, dass Desri ein grosses langfristiges Interesse an Solarmodulen aus nicht-chinesischer Produktion habe. Die Verhandlungen sollen denn auch noch im Dezember zu einem Abschluss kommen.
Überbrückungsfinanzierung verschafft etwas Luft
Was genau die Gründe für die spontane Kündigung betrifft, hält sich Richter bedeckt. Am Ende sei das US-Unternehmen vor allem mit dem Finanzierungsmodell von Meyer Burger nicht komplett zufrieden gewesen, sagte er. Letztlich würden die Kunden unter anderem durch Vorkasse die Produktion finanzieren. Mit den diversen Problemen des Unternehmens kein ganz risikofreies Investment.
Die nun erhaltene Überbrückungsfinanzierung verschafft Meyer Burger für die kommenden Wochen etwas Luft. Am Ende stünde aber eine langfristig ausgewogene Finanzierung ganz oben auf der Liste der Ziele. Es sei nicht seine Absicht, in absehbarer Zeit erneut nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen zu müssen, so der Firmenchef.
Für ihn stellt die Brückenfinanzierung durch einige bestehenden Anleihegläubiger aber auch ein wichtiges Vertrauenssignal dar. Am Ende hätten auch sie die Abwägung machen müssen, ob sie noch ausreichend Substanz für eine weitere Finanzierung sähen oder nicht. «Zum Glück fiel die Antwort positiv aus.»
Im Rahmen der Vereinbarung mit diesen Gläubigern wird Meyer Burger laut CEO neue Anleihen erhalten. Die genauen Konditionen folgen noch zu einem späteren Zeitpunkt.
Insgesamt verhandelt Meyer Burger laut Richter derzeit mit zwei bereits bestehenden Kunden – Desri ist einer davon – sowie den verschiedenen Anleihegläubigern. Wie die nun zugesagte Fazilität zeige, hätten nicht zuletzt auch die Anleihegläubiger ein starkes Interesse daran, dass Meyer Burger eine stabile Lage erreiche.
Und dass dies am Ende gelingt, davon zeigt sich der Manager überzeugt. Auf die Frage, wie gut denn die Überlebenschancen stünden, sagte Richter: «Ich denke schon, dass unsere Chancen bei klar mehr als 50 Prozent liegen.»