Wetter: «Leute glauben, dunkle Wolke bringe nächste Katastrophe»

Aline Schmassmann
Aline Schmassmann

Bern 18.08.2024 - 06:49

Ein Velo-Vermieter berichtet von weniger Tages-Touristen schon bei leicht bedecktem Wetter. Grund: Die Leute seien seit den Unwettern ängstlicher.

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Die Unwetterkatastrophen haben Touristen das Fürchten gelehrt: Nun meiden sie die Berge bereits bei ein paar Wölkchen (Bild aus Adelboden BE). - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Selbst bei anständigem Wetter zählt das Berner Oberland weniger Tagestouristen.
  • Wegen den Unwettern seien die Leute viel vorsichtiger, meint ein lokaler Velo-Vermieter.
  • Die Katastrophen im Tessin und Wallis sind noch in den Köpfen der Touristen präsent.

Die Bedingungen sind gut: Im Berner Oberland herrschen 23 Grad, die Vögel zwitschern. Es ist Ferienzeit. Doch ein Velo-Vermieter hat wenig Grund zur Freude.

Denn am Himmel hängen ein paar Wolken. «Das ist schon zu viel für die Tagesgäste», sagt er zu Nau.ch.

«Wenn sie diese Wolken sehen, kommen sie kaum noch in die Berge.» Viele schauen dafür die Webcams und Wetterprognosen an.

Der Vermieter, der namentlich nicht genannt werden will, vermutet: «Seit den Unwettern von Anfang Juli haben die Leute mehr Schiss. Sie glauben, eine dunkle Wolke bringe schon die nächste Katastrophe. Also kommen sie erst an einem ganz schönen Tag zu uns rauf.» Tatsächlich steht ein Grossteil seiner Velos unbenutzt vor dem Laden.

Und: Nun kommen auch noch die Geschehnisse vom Montagabend in Brienz BE hinzu, die in den Köpfen der Menschen präsent sind.

In Sörenberg LU heisst es auf Anfrage, dass manche Gäste sich vorab «nach dem Zustand der Wanderwege» erkundigen. Und: Wanderer «fahren bei schlechtem Wetter nicht in die Berge oder brechen ihren Wandertag frühzeitig ab».

Weniger Tagestouristen bei weniger sonnigem Wetter

Dass es zuletzt wegen des vielen Regens weniger Tagesgäste gab, wissen die Regionen Engelberg OW und Adelboden BE. In Engelberg sei das Wetter von Mai und Juni generell mit sehr viel Regen und Nässe durchzogen gewesen. «Dies hatte vor allem auf die Tagesgäste aus der Region einen negativen Einfluss», berichtet Andres Lietha, Direktor von Engelberg-Titlis Tourismus.

Warst du dieses Jahr weniger in den Bergen als sonst?

Aktuelle Zahlen für den Juni lägen noch keine vor. Er erwarte allerdings, dass diese etwas unter dem Vorjahr liegen.

Auch in Adelboden werden Schwankungen in der Anzahl an Tagestouristen bemerkt. Doch sei dies nichts Ungewöhnliches. «Selbstverständlich fehlen kurzfristige Buchungen bei schlechten Wetterprognosen», sagt Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg.

Die Tourismus-Organisationen der Regionen Engelberg und Adelboden betonen dabei: Wir wurden glücklicherweise von den Unwettern verschont.

Mehrere Todesopfer, Hunderte Menschen evakuiert

Grund für die aktuellen Unwetter-Sorgen in der Deutschschweiz geben vielmehr die kürzlichen Schreckensbilder aus den Kantonen Tessin, Wallis und Bern. Das Maggiatal TI wurde Ende Juni von heftigen Unwettern verwüstet. Hunderte Bewohnende mussten evakuiert werden, mindestens sieben Menschen kamen ums Leben.

Auch im Oberwallis führte der Starkregen zu Verwüstungen: Bergbäche, die Rhone und die Vispa traten vielerorts über die Ufer. Gut hundert Anwohnende der Stadt Siders VS mussten ihre Wohnungen dauerhaft verlassen.

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Die Lage in Brienz BE nach dem Unwetter bleibt auch am Freitag angespannt. Am Wochenende drohen neue Gewitter. - Nau.ch/Nico Leuthold

In Brienz BE mussten 70 Personen evakuiert werden. Bei einem Unwetter mit Überschwemmungen und Schlammlawine wurden zwei Personen verletzt und grosse Teile des Dorfes stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Kantonsstrasse durch Brienz bleibt bis mindestens Dienstagabend geschlossen.

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