Schweizer Weihnachtsmarkt machte Zufahrtswege «nochmal schmaler»
Interlaken-Oberhasli 23.12.2024 - 11:59
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg wirft Fragen zur Sicherheit auf. Auch in der Schweiz werden die Sicherheits-Schrauben angezogen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Weihnachtsmärkte erhöhen Sicherheitsvorkehrungen nach dem Magdeburg-Anschlag.
- Der Winterheart-Markt in Interlaken machte die Zufahrtswege «nochmal schmaler».
- Der Attentäter nutzte eine fünf Meter lange Lücke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Die Vorfreude auf Weihnachten weicht Wut und Trauer: Am Freitag raste der Attentäter Taleb A. in den Weihnachtsmarkt in Magdeburg (D).
Beim fürchterlichen Anschlag kamen fünf Menschen ums Leben – darunter auch ein neunjähriger Bub. Über 200 Menschen wurden verletzt.
Nach der Amok-Fahrt schrauben die Weihnachtsmärkte ihre Sicherheits-Vorkehrungen noch einmal hoch. Auch in der Schweiz.
So etwa der «Winterheart» in Interlaken BE, der gestern Sonntag zu Ende ging.
Gegenüber «Telebärn» sagt Organisator Andreas Kohl: «Die erste Reaktion war, dass ich nochmals die Zufahrtswege kontrolliert habe und sie noch einmal schmaler gemacht habe. Wirklich nochmal schmaler.»
Kohl sagt: «Man ist nicht davor gefeit. Man tut, was man kann», so der Organisator. Nach dem Anschlag in Magdeburg tun ihm nicht nur die Opfer, sondern auch die Veranstalter des dortigen Weihnachtsmarkts leid.
Sicherheitsdirektor: «Schutzmassnahmen sind sinnvoll»
Dass die Weihnachtsmärkte hierzulande gut geschützt sind, betont auch Philippe Müller, Sicherheitsdirektor des Kantons Bern.
Auf X schreibt er: «Die Schutzmassnahmen vor Terror-Angriffen sind eben schon sinnvoll.» Sein Dank gilt der Polizei und dem Tiefbauamt.
Nau.ch berichtete bereits Ende November: «Weihnachtsmärkte rüsten wegen Terror-Gefahr auf.»
Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause sagte damals gegenüber Nau.ch: «Die aktuelle Lage ist aufgrund der Konflikte in der Welt und vergangenen Vorkommnissen in der Schweiz angespannt.»
Weil das Gefahrenpotenzial ernst zu nehmen sei, habe die Stadt Bern – wie in vorherigen Jahren auch – aufgerüstet.
Einerseits sind die Weihnachtsmärkte durch Poller geschützt. Ausserdem wurde die sichtbare Präsenz der Polizei erhöht.
Auch die Stadtpolizei Zürich bestätigte sogenannte Fahrzeugrückhalte-Systeme an den verschiedenen Markplätzen.
Nau.ch-Bilder zeigten die entsprechenden Rampen und Betonklötze vor dem Wienachtsdorf in Zürich.
Attentäter von Magdeburg nutzte Fünf-Meter-Lücke am Weihnachtsmarkt
Der Fall von Magdeburg zeigt nun aber: Trotz allen Sicherheits-Vorkehrungen kann man einen Anschlag nie zu 100 Prozent ausschliessen.
Laut der «Bild»-Zeitung gab es in Magdeburg eine fünf Meter lange Lücke. Diese nutzte der Attentäter, ein 50-jähriger Saudi, aus.
Bereits Tage vor der Amok-Fahrt soll er den Weihnachtsmarkt ausgekundschaftet haben – und die Lücke so entdeckt haben.
Laut dem Bericht hätte es diese Lücke aber nicht geben dürfen. Denn: Ein Transporter der Polizei hätte dort stehen müssen.
Der Beigeordnete für Ordnung von Magdeburg, Ronni Krug, sagt, Rettung- und Fluchtwege müssten freigehalten werden. Das Sicherheitskonzept sei «gut» gewesen. Er sagt auch, ein Anschlag mit einem Auto sei nicht vorhersehbar gewesen.
Sicherheitsexperte Detlev Schürmann widerspricht dem. Rettungswege müsse es geben, sagt er zwar. Doch sie müssten durch «mobile Fahrzeugsperren» geschützt sein.
Diese seien zwar teurer als Beton-Legosteine, liessen sich im Notfall aber schnell verschieben.
Weshalb das in Magdeburg am Weihnachtsmarkt nicht getan worden sei, wisse er nicht. «Aber dann kann man sich das ganze Sicherheitskonzept gegen sogenannte Überfahr-Taten gleich sparen. Es war eben lückenhaft.»
Die meisten Schweizer Marktsmärkte (Wienachtsdorf in Zürich, Oscar Elch in Bern) schliessen morgen, 24. Dezember. Der Stadtbasler Weihnachtsmarkt schliesst heute, Luzern machte schon gestern, Sonntag, Schluss.