Oeschinensee: Auch an diesen Hotspots gibt es Reservationspflicht

Bern,
Wer ab Mai zum Oeschinensee will, muss seinen Platz reservieren. Wie gehen andere beliebte Ausflugsziele mit dem Thema Übertourismus um? Eine Übersicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Ausflugsziele erfreuen sich grosser Beliebtheit bei Touristen.
- Welche Massnahmen wenden «Touristen-Hotspots» an, um die Besucherzahl zu regulieren?
- Eine Reservationspflicht wie am Oeschinensee ist bei den meisten Orten (noch) kein Thema.
Die Betreiber der Gondelbahn, die zum Oeschinensee BE führt, haben bekanntgegeben: Wer ab Mai an den Oeschinensee will, muss vorab ein Ticket für die Gondelbahn buchen.
Die Besucherobergrenze soll Natur, Infrastruktur und Mitarbeitende entlasten.
Auch Iseltwald am Brienzersee im Berner Oberland zieht Konsequenzen gegen den «Overtourism»: Um den Massenansturm zu kontrollieren, richtete die Gemeinde ein Drehkreuz ein. Wer sich auf den berühmten Bootssteg stellen will, muss seither fünf Franken zahlen.
Ziehen andere Schweizer Tourismus-Hotspots jetzt nach – und planen selbst eine Reservationspflicht oder andere Massnahmen?
Nau.ch hat bei verschiedenen Destinationen nachgefragt.
So gehen Schweizer Touri-Magnete gegen Übertourismus vor
Jungfraubahnen: Bereits seit 2016 besteht an Spitzentagen eine Reservationspflicht für die Fahrt aufs Jungfraujoch in den Berner Alpen. Zudem wird es ebenfalls ab Mai dieses Jahres eine erstmalige obligatorische Reservationspflicht geben.
«Sie beschränkt sich auf die Hin- und Rückfahrt auf der Strecke Kleine Scheidegg/Eigergletscher-Jungfraujoch und dauert vom 1. Mai bis am 31. August», sagt Sprecherin Annette Fuhrer.
Ob die Reservationspflicht im Jahr 2026 weiter ausgebaut wird, sei noch nicht klar.
Ebenalp-Bahn: Für die Bahn, die zu dem auf Instagram beliebten Berggasthaus Aescher in den Appenzeller Alpen führt, sind keine Massnahmen geplant. Reservationen für die Bahnfahrten sind nicht möglich.

Jan Fässler von der Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp erklärt: «Die Förderleistung unserer Pendelbahn beträgt maximal 300 Personen pro Stunde. Damit ist das Besucheraufkommen auf der Ebenalp genügend begrenzt.»
Er ergänzt: «Der Natur wird im Appenzellerland schon immer Sorge getragen.» Die strategische Ausrichtung liege seit jeher auf einem gesunden, nachhaltigen Tourismus.
Stadt Luzern: In der beliebten Touri-Stadt ist die Reservierungspflicht momentan kein Thema. Jedoch wird ab dem 1. April 2025 neu eine Haltegebühr für Reisebusse eingeführt, erklärt Sibylle Gerardi von Luzern Tourismus.
Auch eine neue Besuchersignaletik mit Infostelen sei in Bearbeitung. Zudem wende die Stadt diverse Massnahmen zur Besucherregelung an.
Ziel ist es laut Gerardi, Touristen für die Nebensaison oder weniger bekannte Orte in der Region zu begeistern.
Niesenbahn: Geschäftsführer Urs Wohler erklärt: «Unsere Standseilbahnen haben eine limitierte Transportkapazität von 150 bis 180 Personen pro Stunde in beide Richtungen.»
Dies reiche an den meisten Tagen. Darum sei allgemein keine Reservationspflicht für die Bahn geplant, die Ausflügler auf den Niesen im Berner Oberland bringt.
Wegen des limitierten Angebots sind Reservationen in Einzelfällen aber obligatorisch: «Spontanfahrten zum Sonnenaufgang, zum Treppentraining und zum Gleitschirmfliegen bieten wir ausschliesslich auf Reservation an.»
Die Region sehe sich nicht als «Touristen-Hotspot», sondern als traditionsreiches Ausflugsziel mit vorwiegend Schweizer Gästen.
Zur Verteilung der Besucher über den Tag werden laut Wohler Ausflüge wie der «Niesen-Brunch» oder «kulinarischen Abendfahrten» angeboten.
Uetliberg: Der Zürcher Hausberg plant derzeit keine Reservationspflicht. Platzreservationen sind in der Zürcher S-Bahn und damit auch auf der Uetlibergbahn nicht möglich.
Marco Graf von der Uetlibergbahn bestätigt: Allgemein sei keine Steuerung wegen hohem Besucheraufkommen nötig. «Die Zahl der Passagiere, die bis zur Endstation Uetliberg fahren, ist in den letzten Jahren stabil geblieben.»
Grimselwelt: Bereits seit zehn Jahren ist für die Triftbahn und für die Gelmerbahn eine Reservation für einen garantierten Sitzplatz empfohlen. Eine Pflicht besteht jedoch nicht.
Florian Spichtig, Leiter der Grimselwelt, sieht die Ausflugsdestination im Berner Oberland nicht als touristischen Hotspot. Trotzdem: Auch die Grimselwelt-Bahnen haben in den letzten Jahren neue Besucherrekorde verzeichnet.
Jedoch bleibe das Besucheraufkommen immer noch überschaubar: «Auf der Gelmerbahn können wir im Abstand von 24 Minuten pro Fahrt nur jeweils 24 Personen zum Gelmersee bewegen.»
Maximal können 500 Personen pro Tag zum Gelmersee transportiert werden.
Hammetschwand-Lift: Auch der Lift beim Bürgenstock am Vierwaldstättersee – oder «Lake Lucerne» – ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Doch: Bisher gibt es beim höchsten Aussenlift Europas «keine Notwendigkeit für spezielle Massnahmen zur Steuerung des Besucheraufkommens». Dies sagt Lauriane Zosso von der Bürgenstock Hotels AG.
Eine Reservationspflicht sei darum nicht erforderlich.

Insgesamt sei die Anzahl der Besucher seit den 1990er Jahren stabil geblieben. Ausserdem: «Der Bürgenberg ist keine Massentourismus-Destination», betont Zosso.
Schilthorn: Seit 2012 konnten die Schilthornbahnen 50 Prozent mehr Gäste verzeichnen, so Christoph Egger, Direktor der Schilthornbahn. «Wir bauen gerade unsere Luftseilbahnen um, was eine zweieinhalbmal höhere Förderleistung mit sich bringt.»
Doch aktuell besteht auch bei den Schilthornbahnen im Kanton Bern keine Reservationspflicht.
Zusammengefasst: Der Oeschinensee ist mit seiner Massnahme gegen Übertourismus nicht allein. Auch die Jungfraubahnen führen eine ausgebaute Reservationspflicht ein.
Andere Massnahmen gegen die Besucherströme gibt es bereits in diversen Regionen. Und: Die Besucherzahlen steigen praktisch überall. Gut möglich also, dass weitere Massnahmen folgen.