Diebe plündern Auto von Berner Familie beim Znacht

Eine Berner Familie wird während eines Restaurant-Znachts ausgeraubt. Auch dass das Auto an einer befahrenen Stadt-Hauptstrasse steht, hält die Diebe nicht ab.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Berner Familie wird während des Nachtessens im Restaurant ausgeraubt.
- Diebe schlagen die Scheibe des Autos – das an der Hauptstrasse steht – ein.
- Zuletzt verzeichnete die Schweiz ein Rekordjahr bei Diebstählen aus Fahrzeugen.
- Dass Diebe früh und an befahrenen Strassen zuschlagen, überrascht auch Kriminologe Baier.
Schock für die Berner Familie Walter*. Als Melanie* und Sarah* mit ihren Eltern aus dem vietnamesischen Restaurant in Wabern BE kommen, finden sie einen Scherbenhaufen vor.
Diebe haben die Scheibe des Autos eingeschlagen. Vor dem Wagen liegt ein Paar schwarze OK-Handschuhe.
Was Melanie irritiert: Sie parkierte das Auto nah an der Hauptstrasse. Der Einbruch passierte am Freitagabend im Zeitraum zwischen 18 und 21 Uhr.

«Wir dachten uns, entweder muss man einfach blöd oder sehr mutig sein, dass man es um diese Zeit versucht. Die Leute sind noch unterwegs, es fahren alle paar Minuten Trams durch. Und dauernd kommen Essenslieferanten, die vor dem Restaurant warten.»
Weiter: «Es ist einfach komisch, dass keiner etwas gesehen oder gemeldet hat.»
Teures Sardinien-Messer ist weg
Die Diebe klauten einen Lederrucksack mit Trainingsklamotten. Und ein teures, handgemachtes Messer aus Sardinien.
«Für meinen Vater ist es am schlimmsten. Es war sein Rucksack und das Messer hat er von uns zum Geburtstag geschenkt bekommen. Es war nicht nur teuer, es hat auch einen nostalgischen Wert. Er ist Messer-Liebhaber und Sammler.»
Familie Walter ruft sofort die Polizei. Als diese eintrifft, folgt umgehend die Ernüchterung.
«Sie untersuchten den Tatort. Wir machten sie noch darauf aufmerksam, dass es in der Nähe ein Voi-Migros hat. Vielleicht wurde dort etwas auf der Kamera aufgenommen.»
Doch: «Die Polizisten entgegneten nur, dass die Chance sehr gering sei, dass sie jemanden erwischen.»
71 Prozent mehr Diebstähle aus Autos
Die Kantonspolizei Bern bestätigt auf Anfrage von Nau.ch, dass Ermittlungen nach wie vor im Gange seien.
Vor diesem Hintergrund mache man keine weiteren Angaben. Ausser: «Grundsätzlich kann ein Einbruchdiebstahl in ein Auto überall passieren.»
Was Diebstähle ab oder aus einem Fahrzeug betrifft, verzeichnete die Schweiz zuletzt ein Rekordjahr. 2023 kam es zu 18'192 (!) Straftaten – eine Zunahme von über 71 Prozent. Die Zahlen des letzten Jahres werden noch im März veröffentlicht.
Autos werden selten aufgebrochen – Täter schauen, ob offen ist
Nicht nur in Bern – auch im Aargau verzeichnet man «zahlreiche Diebstähle aus Autos». Das erzählt Kapo-Aargau-Sprecher Pascal Wenzel.
«Die Täterschaft schleicht in der Regel in der Nacht in Quartieren umher. Und schaut, ob ein Auto oder eine Haustüre offen ist.»
Nach der Erfahrung der Kantonspolizei Aargau werden Autos selten aufgebrochen. «Sondern es wird überprüft, ob es unverschlossen ist, also, ob sich die Türfalle öffnen lässt.»
Die meisten Täter sind junge Männer
Bei den Tätern handle es sich grossmehrheitlich um junge Männer. Wie in Bern klingt es auch im Aargau.
Man versuche zwar, zu fahnden und bei Festnahmen alle Möglichkeiten auszuschöpfen. «Oft kann nicht mehr als ein Versuch nachgewiesen werden.»

Wie schwierig die Aufklärung ist, weiss auch Kriminologe Dirk Baier: «Bei Fahrzeug-Einbruchdiebstählen wird weniger als jede fünfte Tat aufgeklärt.»
Darum ist die Aufklärung von Auto-Diebstählen so schwierig
Der Experte versteht die Erklärungen am Tatort in Wabern BE: «Dass die Polizei die Erwartungen der Opfer etwas bremst, ist daher sicherlich richtig. Auch wenn das für das Opfer natürlich zunächst danach klingt, als ob die Polizei ihre Arbeit nicht machen würde.»

Die Polizei tue, was sie könne. Aber investiere in die Aufklärung einer solchen Tat keine umfassenden Ressourcen. Ausser, es handle sich um eine Tatserie, bei der Wiederholungen durch dieselbe Täterschaft drohen.
Doch warum ist die Aufklärung einer solchen Tat oftmals so schwer? «Weil es keine Augenzeugen gibt. Und weil es keine Videoaufnahmen oder andere Spuren gibt, die man verwerten könnte. Es fehlt also der Ermittlungsansatz.»
Kriminologe zu Tat in Wabern: «Es ist durchaus überraschend ...»
Die Tat in Wabern ist aber auch für Baier eine spezielle.
«Es ist durchaus überraschend, dass ein solcher Vorfall an einer Strecke mit viel Publikumsverkehr erfolgte. Und zudem noch zu einer Uhrzeit, zu der Betrieb herrscht.»
Gleichzeitig müsse man auch wissen, dass solch ein Einbruch sehr schnell geht. Scheibe mit einem Schlag einschlagen – und die Sachen sind mit einem Handgriff entfernt.
«Gerade wenn es aufgrund Verkehrs lauter war. Und keine Personen in unmittelbarer Nähe waren. Dann kann es gut sein, dass niemand davon Notiz genommen hat.»
So schützt du dich gegen Auto-Einbruch
Baiers Rat, wie man sich schützen kann: den Tätern gar nicht erst einen Anlass geben, in das Auto einzubrechen.
Heisst: Wertgegenstände, Portemonnaies, Handtaschen und so weiter nicht sichtbar herumliegen lassen. Falls man sie doch im Auto lässt, dann im Kofferraum.
Denn, so Baier: «Scheiben werden nur dann eingeschlagen, wenn es ein attraktives Ziel im Auto gibt.»
* Namen der Redaktion bekannt.