Blatten VS: Bewegung des Gletschers beschleunigt sich weiter

Ein drohender Bergsturz hält das Walliser Dorf Blatten VS noch immer auf Trab. Der Gletscher bewegt sich immer schneller.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Bergdorf Blatten VS musste wegen eines drohenden Felssturzes evakuiert werden.
- Am Freitag hat sich die Bewegung des Gleschters weiter beschleunigt.
- Von einem «Grossereignis» gehen die Behörden nicht mehr aus.
Die Bewegung des Gletschers im Bergsturzgebiet von Blatten im Walliser Lötschental hat sich von Donnerstag auf Freitag erneut beschleunigt. Dies birgt die Gefahr, dass Teile des Gletschers ins Tal stürzen und Murgänge auslösen könnten.
«Die Bewegung des Gletschers beträgt derzeit rund zwei Meter pro Tag», sagte der stellvertretende Informationschef des regionalen Führungsstabs, Jonas Jeitziner am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Noch am Vortag hatte sich der Gletscher mit rund 1,5 Meter pro Tag nach vorne bewegt, während es am Mittwoch ungefähr 0,8 bis 1 Meter waren. Zu Gletscherabbrüchen sei es indes bislang nicht gekommen, so Jeitziner.
Rekognoszierungsflüge über das Bergsturzgebiet
Am Freitagvormittag wurden insgesamt fünf Rekognoszierungsflüge im Bergsturzgebiet durchgeführt. Zwei davon mit Geologen und Glaziologen, einer für die Erstellung eines Geländemodells und zwei weitere mit Medienvertretern.
Von diesen Erkundungsflügen erhoffen sich die Experten ein genaueres Bild der Lage im Bergsturzgebiet. Die Ergebnisse der anschliessenden Berechnungen sollen am Wochenende bekannt gegeben werden.

Der massive Schuttkegel auf dem Birchgletscher, der sich von Mittwoch auf Donnerstag aufgetürmt hat, habe sich nicht sichtlich vergrössert, führte Jeitziner aus. Wie viele Kubikmeter die abgestürzte Felsmasse umfasst, können die Experten nach wie vor nicht sagen.
Auch diesbezüglich sollen die Erkundungsflüge und Berechnungen helfen, die Lage genauer einschätzen zu können. Die gesamte instabile Felsmasse beläuft sich laut Schätzungen auf vier bis sechs Millionen Kubikmeter.
Gefahr vom Schuttkegel aus
Vom Schuttkegel geht die Gefahr aus, dass einzelne Steinblöcke die Gletscherstirn übertreten und ins Tal donnern. Es sei «nur eine Frage der Zeit» bis dies geschehe, sagte der Ingenieur Alban Brigger von der Dienststelle für Naturgefahren am Donnerstag. Er gehe aber nicht davon aus, dass einzelne Steinblöcke für die Strasse oder die Siedlung zum Problem werden könnten.
Wie Jeitziner sagte, sind bislang keine Felsblöcke bis ins Tal gerollt. Schäden an der Infrastruktur gab es weiterhin nicht.
Auch am Freitagvormittag kam es wie bereits in der Nacht weiter zu einzelnen Steinschlägen. Rein akustisch sei es im im Bergsturzgebiet etwas ruhiger geworden. Dies sei jedoch keine Entwarnung, betonte Jeitziner.
Zwei Drittel der Masse abgestürzt – «Grossereignis» unwahrscheinlich
Am Donnerstagabend war ein weiterer Teil des akut instabilen Bereichs am Kleinen Nesthorn abgebrochen. Laut den Experten haben sich somit zwei Drittel des gesamten instabilen Materials bereits gelöst.
Dass der Bergsturz in vielen kleinen Abbrüchen und nicht in einem «Grossereignis» erfolgt, beurteilten die Experten als ein günstiges Szenario. Das Dorf Blatten war am Montag wegen der Bergsturzgefahr evakuiert worden. Rund 300 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.