Berner Hotelier soll Militärflugplatz China ausspioniert haben
Interlaken-Oberhasli 18.04.2024 - 07:11
Ein Berner Hotelier soll für die Chinesen den Militärflugplatz in Meiringen (BE) ausspioniert haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Hotelier wird verdächtigt, den Militärflugplatz in Meiringen ausspioniert zu haben.
- Bei dem jungen Chinesen und seinen Eltern kam es im letzten Jahr zu einer Razzia.
- Im Mittelpunkt steht das Hotel Rössli in Unterbach BE.
Das Hotel Rössli in Unterbach BE liegt abseits der Touristenpfade und direkt am Rande des Militärflugplatzes Meiringen. In dem charmanten, etwas in die Jahre gekommenen Betrieb, kam es am 26. Juli des letzten Jahres zu einem Polizeieinsatz mit mehreren Festnahmen.
Der «Tagesanzeiger» berichtete damals über den Fall und erwähnte Spionageverdacht. Beim Hotelbesitzer soll es sich demnach um einen chinesischen Geheimdienstagenten gehandelt haben. Der junge Mann führte das Rössli zusammen mit seinen Eltern. Alle drei sind Chinesen und stammen ursprünglich aus Peking.
Das Rössli ist der ideale Standort für eine Spionageaktion, denn die Zimmer haben einen direkten Blick auf die Landebahn. 2018 absolvierte das US-Kampfflugzeug F-35 mehrere Testflüge in Meiringen. Hier sollen diese Kampfjets ab dem Jahr 2027 starten und landen. Die Schweizer Armee hat 36 davon bestellt.
Polizei macht keine Angaben zum Schweizer Spionage-Verdacht
China strebt mit aller Kraft danach, Informationen über die F-35 zu erlangen. In den vergangenen Jahren wurden mehrere chinesische Spionageversuche in den USA aufgedeckt. Amerikanische Medien berichten von über hundert Vorfällen, bei denen chinesische Bürger versuchten, Militärflugplätze zu infiltrieren. Oftmals tarnten sie sich als Touristen oder Geschäftsleute, und in einigen Fällen wurden sie mit Drohnen gesichtet.
Laut «RTS» macht die Polizei am Flugplatz Meiringen keine Angaben zum Schweizer Fall. Es wurde lediglich ein Einsatz der Kantonspolizei an oben erwähnten Datum bestätigt. Ausserdem heisst es: «Bei dieser Intervention wurde eine Person vorläufig festgenommen. Eine zweite Person wurde für weitere Ermittlungen ebenfalls auf einen Polizeiposten gebracht.» Beide Personen seien nach Abschluss der Ermittlungen wieder freigelassen worden.
Von Spionage ist hier nicht die Rede. Offiziell endete der Fall demnach mit einem einfachen Gerichtsbeschluss. Der Hotelbetreiber und seine Eltern wurden zu Bewährungsstrafen und einer Geldstrafe von mehreren Tausend Franken verurteilt. Sie hatten sich demnach illegal in der Schweiz aufgehalten und das Hotel-Restaurant ohne Bewilligung und ohne Arbeitsbewilligung betrieben.
Kein Nachbar kannte den jungen Chinesen
Seit Bekanntwerden der Affäre nehmen die Militärs die Sache sehr ernst. In Meiringen bewachen sie laut dem «RTS» keine Schaulustigen in die Nähe des Hotels. Ein Team der Sendung «Mise au Point» wurde demnach von Militärpolizisten aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Der Betrieb sei geschlossen, heisst es. Vom Besitzer fehle jegliche Spur, seine Präsenz in den sozialen Netzwerken wurde gelöscht.
Spannend: In Meiringen scheint kein Nachbar den Hotelbesitzer, der das Rössli 2018 für 800'000 Franken gekauft hatte, gekannt zu haben. Der ehemalige Besitzer erklärt in dem Bericht am Telefon, dass der junge Chinese bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages von seinen Eltern begleitet wurde. Sie hätten sehr gut Deutsch gesprochen – fünf Jahre lang führten sie demnach das Hotel.
Gemäss den Recherchen von «Mise au Point» konnte sich der junge Chinese in der Schweiz aufhalten, weil er sich an einer Hotelfachschule eingeschrieben hatte. Er liess sich demnächst zunächst in Leysin (VD) nieder, wo er die Schweizer Hotelfachschule SHMS besuchte. Im SHMS-Schuljahrbuch 2018 ist eines der wenigen Fotos vom späteren Hotelbesitzer zu sehen.
«RTS» konnte den 1996 geborenen Chinesen für einen Kommentar nicht erreichen. Gemäss der Einwohnerkontrolle Meiringen hat er die Gemeinde im Sommer 2023 mit unbekanntem Ziel verlassen. Weiter heisst es, dass der Schweizer Nachrichtendienst eine Stellungnahme auf Anfrage abgelehnt habe. Briefe an die chinesische Botschaft seien unbeantwortet geblieben.