Berner Geschäft muss wegen Long Covid monatelang schliessen
Bern 03.03.2024 - 16:00
Ein kleines Berner Elektro-Geschäft muss monatelang schliessen. Denn der Betreiber kämpft mit Long Covid. Das ist kein Einzelfall.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Berner Geschäft ist seit Monaten zu – denn der Betreiber leidet an Long Covid.
- Dies sei kein Einzelfall, bestätigt der Verein «Long Covid».
- 34 Prozent aller Erkrankten seien arbeitsunfähig. Darunter sind viele Selbstständige.
Letztes Jahr hiess es, die Wiedereröffnung sei im November. Dann verschob man sie auf Februar. Doch die Türen eines Elektro-Fachgeschäftes in Bern sind auch jetzt noch geschlossen. Wieso können weiterhin keine Plattenspieler und Stereoanlagen gekauft werden?
Ein Informationsblatt am Eingang liefert Klarheit: Der Betreiber leidet seit Monaten an den Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung.
Doch er hofft noch immer. Ein neuer Termin für die Wiedereröffnung ist auf Mai dieses Jahres gesetzt. «Danke für Ihre Geduld», heisst es auf dem Blatt.
Viele Betroffene haben vergebens Hoffnung
Fälle wie dieser seien kein Einzelfall, bestätigt der Verein «Long Covid» gegenüber Nau.ch. Präsidentin Chantal Britt sagt: «Wir kennen viele Selbstständige, die ihr Geschäft wegen ihrer Erkrankung (...) vorübergehend oder auch für immer schliessen mussten.»
Denn laut Schätzung sind in der Schweiz bis zu 300'000 Personen von Long Covid betroffen. Wobei das Durchschnittsalter bei 42 Jahren liegt. Also leiden grösstenteils erwerbstätige Menschen – darunter auch viele Selbstständige – an der Krankheit.
Bitter: Für die Mehrheit der Betroffenen sei eine Genesung unwahrscheinlich. Britt sagt: «Am Anfang hat man noch die Hoffnung, dass man wieder gesund wird.» So offenbar auch bei dem Betreiber des Berner Geschäftes.
«Aber irgendwann muss man der Realität in die Augen sehen», meint die Vereins-Präsidentin. Denn Symptome wie Belastungsintoleranz und Schmerzen würden die Leistungsfähigkeit einschränken. Und wenn man sich weiter zu Hochleistungen zwingt, werde das Leiden gar vergrössert.
Schockierend: Gemäss den Umfragen des Long-Covid-Vereines sind etwa 34 Prozent der Betroffenen arbeitsunfähig oder können nicht mehr zur Schule gehen. Dies kann Folgen für den Arbeitsmarkt mit sich ziehen.
So zeigen es Zahlen vom britischen Amt für Statistik. Im Königreich fielen rund zwei Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung durch Covid-Spätfolgen aus dem Arbeitsmarkt.
Kaum finanzielle Unterstützung
Gerade bei Selbstständigen kann die Arbeitsunfähigkeit zum finanziellen Ruin führen. Denn oftmals haben diese keine Taggeld- und Unfallversicherung abgeschlossen, so Britt. Also seien sie gezwungen, von ihrem Ersparten zu leben.
Auch die Invalidenversicherung biete wenig Hilfe: Weniger als fünf Prozent aller IV-Angemeldeten erhalten eine Rente.
Und falls Selbstständige eine Versicherung abgeschlossen haben, ist die finanzielle Unterstützung auch nicht gesichert.
Die Versicherung SUVA schreibt: «Bei den Unfallversicherern sind nur jene Long-Covid-Fälle registriert, die im Rahmen des Unfallversicherungsgesetzes als Berufskrankheit anerkannt wurden.» Dies treffe hauptsächlich auf Menschen im Gesundheitswesen zu.