Livia Maria Chiariello und der Weg an die EM

Oliver Dütschler
Oliver Dütschler

Bern,

Livia Chiariello kehrt nach Verletzungen zurück und startet an der EM in Tallinn – ein starkes Zeichen für Leidenschaft und Durchhaltevermögen.

Livia Maria Chiariello
Livia Maria Chiariello vertritt die Schweiz an der diesjährigen Europameisterschaft (EM) der Rhythmischen Gymnastik vom 4.-8. Juni 2025 in Tallinn. - zVg

Livia Maria Chiariello vertritt die Schweiz an der diesjährigen Europameisterschaft (EM) der Rhythmischen Gymnastik vom 4.-8. Juni 2025 in Tallinn. Mit ihrem Comeback bringt die Bernerin nicht nur ihr Talent auf die internationale Bühne, sondern sendet auch ein Zeichen an die Sportwelt: Träume zu verwirklichen und niemals aufzugeben.

Wohl kein anderer Name hat die Rhythmische Gymnastik hierzulande so geprägt wie ihrer: Livia Maria Chiariello. Bereits mit 17 Jahren 15-fache Schweizer Meisterin, EM- und WM-Teilnehmerin, selektioniert für Junioren-EM 2019 und 2020, EM 2021 und 2022, WM 2022 und nunmehr für die EM 2025.

Mit dem Gewinn ihrer ersten FIG-Medaillen, darunter auch die ersten für die Schweiz im Elitebereich, ebnete sie den Weg zu den Einzelstarts für Schweizer Gymnastinnen an internationalen Turnieren auf Stufe Weltturnverband.

Leistungsträgerin mit Haltung

Ihre Leistungen können beispielhaft auch so verdeutlicht werden: Sie hält den Rekord mit einer Siegesserie von fünf Jahren, in denen sie jeden Wettkampf auf Schweizer Boden gewonnen hat. Mit ihrer Teilnahme an der WM 2022 hat sie bislang das beste Schweizer Resultat im Einzel seit 31 Jahren geschafft. Livia Maria Chiariello wurde auch international zum Gesicht der Rhythmischen Gymnastik in der Schweiz.

Eine Vorreiterrolle kommt Livia Maria Chiariello aber nicht nur aufgrund ihrer Leistungen zu. So äusserte sie öffentlich ihre Meinung dazu, was die Rhythmische Gymnastik als Randsportart in der Schweiz aus Athletenperspektive braucht und zeichnet damit das Bild einer selbstbestimmten Gymnastin, die den Dialog sucht und für ihre Sportart einsteht.

2025 wurde sie in die neu gegründete Athletinnenkommission des Schweizerischen Turnverbandes gewählt.

Liebe zum Sport als Antrieb

Livia Maria Chiariello kennt die Sonnenseiten einer Sportkarriere mit grossen Erfolgen, aber auch die Schattenseiten. So musste sie mehrfach verletzungsbedingt aussetzen und nach längeren Pausen immer wieder den Anschluss suchen und sich zurück kämpfen.

Als Überfliegerin wäre es ein Einfaches gewesen, auf dem Zenit aufzuhören und so in Erinnerung zu bleiben. Doch Chiariello wollte zurück, nicht für die Medaillen, sondern um das zu tun, was sie liebt: Rhythmische Gymnastik.

«Damit man in solchen Situationen weitermachen kann, muss man über sich hinauswachsen. Es braucht aber auch Menschen, die an Dich glauben und Dich unterstützen, wenn es darauf ankommt», lässt sich die junge Athletin vernehmen.

Von Athen bis Tallinn: der Weg zur EM

Diese Unterstützung, so lässt sich heute feststellen, hat sich gelohnt: Nicht nur hat Livia Maria Chiariello seither internationale Turniere gewonnen, sondern sie hat sich im Rahmen von nationalen und internationalen Wettkämpfen in einem mehrmonatigen Selektionsverfahren auch für die diesjährige EM qualifiziert.

Mit dem besten Schweizer Resultat an einem internationalen Turnier in Athen im März schaffte sie zudem auch die Qualifikation für die Teilnahme an den Summer FISU World University Games von Rhine-Rhur 2025.

Je nach Abschneiden an der EM kann die begabte Athletin auch eine Teilnahme an der diesjährigen Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro ins Auge fassen. Sie nimmt aber bescheiden einen Schritt nach dem anderen und lässt sich zitieren: «Es ist mir eine Ehre, die Schweiz in Tallinn an der diesjährigen Europameisterschaft zu vertreten».

Schwesterliche Stärke als Antrieb

Auf ihrem Weg begleitet sie täglich ihre jüngere Schwester, Sophia Carlotta Chiariello, ihres Zeichens mehrfache Schweizermeisterin und mehrfache EM-Teilnehmerin, die bereits im Juniorenbereich der Schweiz so viele FIG-Medaillen eingebracht hat, wie keine andere Gymnastin zuvor.

«Dass ich heute turne und die Schweiz wieder auf der internationalen Bühne vertrete, ist auch dank meiner Schwester Sophia möglich, mit der ich trainiere. Wir motivieren uns gegenseitig und ihr Talent und ihr Fleiss geben mir Antrieb, weiter an mir zu arbeiten.

In einem kompetitiven Umfeld ist es fundamental, einen Ort des Vertrauens und des unverbrüchlichen Rückhalts zu haben.», sagt Chiariello. «Die EM ist ein Traum, aber wichtiger ist der Weg dorthin. Zu merken, dass die Arbeit als Athletin auch in schwierigen Zeiten sinnvoll ist und Unterstützung zu erfahren, ist etwas sehr Wertvolles. Nicht nur für den sportlichen Werdegang.»

In diesem Sinne ist Livia Maria Chiariellos Weg an die EM mehr als nur ein Resultat einer erfolgreichen Selektion. Es ist auch ein Ruf an alle Athleten und Athletinnen, nicht aufzugeben und Träume zu verwirklichen.

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