In Biel werden erstmals Stolpersteine für NS-Opfer gesetzt

Zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus werden in Biel erstmals Stolpersteine gesetzt.

Zum Gedenken an mehrere Opfer des Nationalsozialismus werden am Donnerstag in Biel erstmals Stolpersteine gesetzt. Gedacht wird Clara Winograd-Pintschuk und der Familie Sonabend, wie die Bieler Regionalgruppe Stolpersteine mitgeteilt hat.
Die öffentliche Setzung der Stolpersteine erfolgt am Donnerstag, 8. Mai. Sie fällt auf den 80. Jahrestag der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands, wie die Bieler Regionalgruppe des Vereins Stolpersteine Schweiz in einer Mitteilung schrieb.
Für Clara Winograd-Pintschuk wird ein Stolperstein in der Karl-Neuhaus-Strasse 40 vor dem Gebäude verlegt, in dem sie gelebt hatte. Für Laja, Simon, Sabine und Charles Sonabend werden auf einem kleinen Platz am Mon-Désirweg Gedenksteine gesetzt. Am Mon-Désirweg 11 war die Familie letztmals in Sicherheit vereint.
Gemeinderat benennt Platz nach Familie Sonabend
Der Bieler Gemeinderat hat zudem beschlossen, einen kleinen Platz am Mon-Désirweg nach der Familie Sonabend zu benennen, wie er in einer Mitteilung schrieb.
Winograd-Pintschuk wurde 1903 in Odessa geboren und emigrierte später in die Schweiz, wo sie 1912 eingebürgert wurde. 1925 heiratete sie einen polnischen Mann, das Paar liess sich in Bialystok in Polen nieder.
Nach dem Einmarsch der deutschen Armee in Bialystok 1941 wurde die unterdessen vierköpfige Familie in ein jüdisches Ghetto zwangsumgesiedelt und 1943 in Vernichtungslagern von den Nationalsozialisten ermordet, wie aus dem Communiqué des Vereins Stolpersteine weiter hervorging.
Die vierköpfige Familie Sonabend flüchtete 1942 von Brüssel nach Biel, um einer angekündigten Deportation durch die nationalsozialistischen Besatzer zu entgehen.
Überleben trotz Holocaust
Wenige Tage nach ihrer Ankunft wurde die Familie von der Polizei in das von den Nationalsozialisten besetzte Frankreich abgesetzt, mit der Begründung, sie seien illegal in die Schweiz eingereist.
Die Familie wurde von den Nationalsozialisten aufgegriffen, die Eltern nach Auschwitz deportiert und ermordet, wie es weiter hiess. Die Kinder überlebten den Holocaust.
In der Schweiz wurden gemäss des Vereins mittlerweile 43 Stolpersteine gelegt. In der Stadt Bern gibt es an vier Standorten Gedenksteine. Die Steine sind ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Demnig, an dem er seit 1992 arbeitet.
Gunter Demnigs dezentrales Mahnmal
Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln aus Messing sollen an das Schicksal von Menschen erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die mittlerweile rund 100’000 Steine in über 20 Ländern gelten als grösstes dezentrales Mahnmal der Welt.