Die Post verschickt wieder Flyer für Reklame – Könizer hässig

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Bern,

Die Post versendet regelmässig «Hallo Werbung»-Sticker. Einem Reddit-User aus Köniz BE ist deswegen der Kragen geplatzt.

Die Post
Der Flyer der Post will die Empfängerinnen und Empfänger von ihrem Stopp-Werbung-Sticker abbringen. - reddit.com

Das Wichtigste in Kürze

  • «Gopf, schon zum dritten Mal kommt das in meinen Haushalt», regt sich ein Reddit-User auf.
  • Von der Post hat er einen Reklame-Flyer erhalten – obwohl er keine Werbung wünscht.
  • Laut der Post klebt an manchen Briefkästen auch ungewollt ein «Stopp-Werbung»-Sticker.

TV-Geräte oder Bettwäsche zu Aktionspreisen haben in Anton Buchers* Briefkasten nichts verloren. «Auf meinem Briefkasten steht ‹Bitte keine Werbung› und das schon seit fünf Jahren», sagt Bucher zu Nau.ch. Wegen eines Flyers der Schweizerischen Post ist ihm kürzlich der Kragen geplatzt.

«Gopf, schon zum dritten Mal kommt das in meinen Haushalt. Langsam habe ich die Schnauze voll.» So hat der User aus Köniz BE auf der Plattform Reddit kürzlich geschimpft.

Die Post bezeichnet er als heuchlerisch. Nach aussen gebe sie sich grün und hintenrum verschwende sie für solche Briefe Ressourcen. «Mit dem Ziel, dass noch mehr Papier und Ressourcen in Form von Werbung verschwendet werden.»

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Auf Reddit ärgert sich der Empfänger aus Köniz BE über den Flyer, den die Post verschickt hat. - Screenshot / Reddit

Sticker soll weg

Derart in Rage bringt ihn, dass der Flyer die Empfängerinnen und Empfänger von ihrem Stopp-Werbung-Sticker abbringen will. Dafür hat die Post gleich drei Sticker mitgeschickt. «Werbung willkommen», «Keine Angst vor Werbung» und «Hallo Werbung» steht auf diesen.

«So wird Ihr Briefkasten zur Schatzkiste», verspricht der Flyer. Demnach sollen die Empfänger «einfach den Stopp-Werbung-Hinweis» auf dem Briefkasten entfernen. «Noch einfacher» sei es, den alten Hinweis mit einem der mitgeschickten Sticker zu überkleben.

Lässt du Reklame in deinem Briefkasten zu?

Wer Werbung zulässt, soll von Gutscheinen über Produktmuster und Rabatthefte bis zu Einladungen für Events profitieren können. Auch kann man an einem Wettbewerb teilnehmen und 1000 Franken gewinnen.

«Idiotisch»

Anton Bucher verlockt das Angebot nicht. «Ich habe schon genügend Briefe und anderes, das ich sortieren und lesen muss», sagt er. «Ausserdem finde ich es für die Umwelt idiotisch, tonnenweise Papier dafür zu verschwenden.»

Reddit-User teilen seinen Ärger.

«Niemand hat Angst vor eurer Schei**-Werbung», schreibt ein User. «Ich habe einfach keinen Bock, deswegen dauernd mein Altpapier zu bündeln.» Jemand witzelt: «Ab welchem Punkt werden Briefträger in Altpapierverteiler umbenannt?»

Die Post: «Wir achten darauf»

Die Schweizerische Post verschickt den Flyer seit mehreren Jahren das ganze Jahr hindurch. «Wir achten darauf, dass wir dieselben Empfänger nicht mehrfach pro Jahr anschreiben», sagt Mediensprecherin Silvana Grellmann.

Allerdings kann es laut Grellmann über die Jahre hinweg vorkommen, dass die Leute einen ähnlichen Flyer von der Post erhalten. «Denn in dieser Zeit kann es auch sein, dass sich die Kunden umentscheiden.»

Die Post verschickt den Flyer aber noch aus einem anderen Grund. Nicht jeder Haushalt mit einem «Stopp-Werbung»-Kleber auf dem Briefkasten habe diesen auch selber bewusst angebracht, sagt Grellmann.

Zum Beispiel, wenn ein Haushalt den Kleber vom Vormieter übernommen habe und diesen nicht einfach wieder ablösen könne. Dies zeigten vergangene Mailing-Aktionen.

Schrumpfender Briefmarkt

Die Zahl der aufgegebenen Briefe sinkt jährlich um fünf Prozent. 2024 wünschten laut der Post rund 60 Prozent der Haushalte keine Reklame.

Empfänger könnten durch die Aktion ihren Stopp-Kleber dauerhaft entfernen, sagt Silvana Grellmann. So könne die Post zusätzliche Sendungen zustellen. «Und damit im schrumpfenden Briefmarkt letztlich auch Arbeit für ihre Mitarbeitenden sichern.»

Die Aktion hat bei manchen Empfängerinnen und Empfängern aber auch Lust auf Werbung gemacht.

«Dank unserer Massnahmen ist es gelungen, die Zuwachsraten der ‹Stopp Werbung›-Kleber in den letzten paar Jahren zu stabilisieren», so Grellmann. Gegenüber 2023 habe der Anteil zum Beispiel nur um einen Prozentpunkt zugenommen.

Reklame sei klimaneutral

Die Mediensprecherin hält fest, dass sich die Post ihrer ökologischen Verantwortung bewusst sei. «Die Verarbeitung und Zustellung unadressierter Werbesendungen durch die Post ist seit 2017 CO₂-neutral.»

Seit Anfang 2022 versieht die Post alle ihre Sendungen mit dem Label «Pro Clima». So lassen sich Grellmann zufolge die CO₂-Emissionen aus dem Versand unter anderem von Briefen und Paketen kompensieren.

Durch den «Pro Clima»-Versand kompensiere die Post CO₂-Emissionen und unterstütze Klimaschutzprojekte.

Grellmann räumt ein, dass die Post auch den Auftrag habe, wirtschaftlich zu handeln. «Mit Werbesendungen, die sie im Auftrag ihrer Geschäftskunden zustellt, kann die Post Einnahmen generieren.» Diese Einnahmen flössen wiederum in die Finanzierung der Grundversorgung.

*Name der Redaktion geändert.

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