Experten rechnen mit bis zu fünf Millionen Kubikmeter Gestein

Am Nesthorn im Wallis bewegt sich der Berg – schneller als je zuvor. Die Behörden rechnen mit einem gewaltigen Felssturz in den nächsten Stunden.

Das Wichtigste in Kürze
- In Blatten VS droht ein Felssturz oder ein Erdrutsch.
- Experten rechnen mit bis zu drei, eventuell fünf Millionen Kubikmetern Gestein.
- Das ganze Dorf wurde vorsorglich evakuiert – Gefahr besteht in den nächsten Stunden.
Im Walliser Dorf Blatten im Lötschental rechnen die Experten in den nächsten Stunden oder Tagen mit einem massiven Bergsturz. Es könnten bis zu drei Millionen Kubikmeter Material ins Tal donnern.
Der Gemeindepräsident von Blatten, Matthias Bellwald, sagte am Montagnachmittag an einer Medienkonferenz: «Vor fünf Tagen hätte es niemand gedacht, dass ein Berg, den wir seit Jahren bewundern und für unverrückbar hielten, sich bewegt.»

Die Senkung am Nesthorn habe sich seit letzter Woche rasch beschleunigt, die Risse an der Nordfront des Nesthorns seien sichtbar geworden. Deshalb sei die Evakuierung des ganzen Dorfes angeordnet worden. «Wir hoffen, dass die Menschen so rasch wie möglich wieder zurückkehren können,» sagte Bellwald.
Nicht eine Million, eventuell fünf Millionen Kubikmeter Material könnten sich zu Tal bewegen, so der Gemeindepräsident.
Der Leiter der Dienststelle für Naturgefahren, Alban Brigger, ergänzte: «Unser Ziel ist es, dass keine Personen zu Schaden kommen.» Dieser Berg sei seit letzter Woche intensiv beobachtet und es seien verschiedene Rekognoszierungsflüge durchgeführt worden.
An diesem Montagmorgen habe man die Resultate der GPS-Messungen gehabt, sagte Brigger. Dabei habe man feststellen müssen, dass sich die Gefahr merklich erhöht habe. Total habe man vertikal eine Verschiebung von über 17 Metern seit der letzten Messung festgestellt. Horizontal sei der Berg acht Meter abgesackt.

Bereits am Samstag über 100 Personen evakuiert
In den nächsten Stunden könnte es darum zu einem Grossabbruch kommen. Deshalb werde von einem Bergsturz gesprochen. Es sei eine Frage von Stunden und nicht unbedingt von Tagen, dass es weitere Abbrüche geben werde.
Die Unsicherheit sei zu hoch, deshalb sei der Evakuierungsperimeter massiv ausgedehnt worden. Aktuell rechne man mit einem bis drei Millionen Kubikmeter Absturzmaterial, so Brigger.
Bereits am Samstagabend war ein Teil der Gemeinde evakuiert worden. Insgesamt mussten 92 Einwohnerinnen und Einwohner sowie 16 Gäste ihre Häuser verlassen. Der Evakuation vorhergegangen war ein Felssturz in der Region des «Kleinen Nesthorns».
Ein Teil des Sturzmaterials stürzte auf den Birchgletscher, riss Teile davon mit und löste dabei einen Murgang aus. Dieser kam rund 500 Meter oberhalb des Flusses Lonza ausserhalb des Dorfes zum Stillstand.