Bus-Chauffeur macht am Morgen früh Techno-Party – Rüffel!

Bettina Zanni
Bettina Zanni, Andrea Schüpbach

Bern,

Passagiere in einem Bus von Bernmobil und in einem Bus der VZO haben sich wie in einem Klub gefühlt. Deren Chauffeure waren mit lautem Sound unterwegs.

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Musik hören dürfen Chauffeure in Bern (erste Szene) und Zürich (zweite) – allerdings nicht so laut. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Frühmorgens lässt ein Buschauffeur in Bern Techno-Musik durch die Sitzreihen dröhnen.
  • An der Zürcher Goldküste dreht ein Chauffeur ein Italo-Radio laut auf.
  • Klar ist: In einem Fall hat der Fahrer deutlich übertrieben.

Gemächlich in die Woche starten? Das ist in diesem Bus an einem Montagmorgen im März kurz nach sechs Uhr nicht möglich. Der Bus fährt vom Bahnhof Bern in die Agglo.

Die meisten Passagiere checken ihr Handy, schauen aus dem Fenster – oder auch immer mal wieder genervt in Richtung Chauffeur.

Denn: Aus der Fahrerkabine dröhnt Techno-Musik durch die Sitzreihen. Laut. Die ganze Fahrt lang (siehe Video oben).

«Direkt vom Ausgang zur Arbeit?»

Einige Leute können sich einen Schmunzler nicht verkneifen. Andere reagieren weniger locker. Immer wieder dreht sich jemand um, schüttelt den Kopf.

«Ist der direkt vom Ausgang zur Arbeit gekommen?», fragt sich jemand. «So laut kann man vielleicht im eigenen Auto Musik hören ...», kommentiert ein anderer.

Stört dich laute Musik aus der Chauffeurkabine?

Eine ähnliche Fahrt erleben Passagiere an einem Freitagabend im April an der Zürcher Goldküste. Der Chauffeur fährt seinen Kurs mit einem laut aufgedrehten italienischen Radiosender.

Kein «Adieu» zurück

Anstatt fetzig geht es im Bus der Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland (VZO) gefühlvoll zu und her. Aus der Chauffeurkabine erklingen in einer Lautstärke Balladen wie «Heaven» von Bryan Adams oder «Se poi domani» von LDA. Mehr als irritierte Blicke erntet der Chauffeur nicht.

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Ein Chauffeur in einem Bus an der Zürcher Goldküste drehte einen italienischen Radiosender laut auf. - zVg.

Viel dürfte er von seinen Passagieren ohnehin nicht mitbekommen. Eine Passagierin verabschiedet sich, als sie bei der Tür direkt neben der Kabine aussteigt.

Den Abschiedsgruss erwidert er nicht – möglicherweise hörte er diesen gar nicht.

«Massiv zu laut»

Im Falle der Techno-Fahrt im Berner Bus regten sich zwar einige Passagiere auf. Beschwerden direkt bei Bernmobil sind jedoch keine eingegangen, wie es heisst.

Der Busbetreiber findet aber: Hier hat es der Chauffeur deutlich übertrieben. «Die Musik ist massiv zu laut und entspricht nicht den Vorgaben von Bernmobil», so Sprecher Didier Buchmann zu Nau.ch.

Grundsätzlich sei es den Fahrdienst-Angestellten gestattet, Radio-Programme zu hören. «Sowohl im Bus als auch im Führerstand eines Trams.»

Die Lautstärke sei aber so zu wählen, dass Fahrgäste nicht gestört werden. Techno-Party im Morgenbus geht also zu weit.

Podcasts seien verboten

Zudem geht es auch um die Sicherheit. Einsatz-Fahrzeuge oder Funkmeldungen muss ein Chauffeur immer hören. Genauso Haltewunsch-Signale – und der Chauffeur muss auch merken, wenn sich im Fahrgastraum etwas Auffälliges abspielen würde.

Deshalb, so Buchmann, sei auch das Anhören von Podcasts in jedem Fall verboten. Genauso sind Sportübertragungen nicht gestattet. «Da diese Inhalte die Konzentration beeinträchtigen und zu einer unzulässigen Ablenkung vom Fahrdienst führen könnten.»

VZO setzt auf Eigenverantwortung

Weniger klar ist, ob auch der Zürcher Chauffeur die Musik zu laut aufgedreht hat. Ohne genaue Messung vor Ort sei eine abschliessende Beurteilung schwierig, sagt VZO-Direktor Joe Schmid zu Nau.ch.

Grundsätzlich gelte jedoch, dass die Lautstärke der Musik die Konzentration des Fahrpersonals nicht beeinträchtigen dürfe. Auch dürften Fahrgäste diese nicht als störend empfinden.

Bei den VZO ist das Musikhören für Chauffeusen und Chauffeure grundsätzlich erlaubt. Schmid: «Als fortschrittliches Unternehmen möchten wir unseren Mitarbeitenden einen attraktiven Arbeitsplatz bieten.»

Bei der Lautstärke setzten die VZO auf die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden.

Klassische Musik sei beliebt

Was den Musikstil betrifft, macht der Betrieb keine Vorgaben. «Manche Mitarbeitende hören klassische Musik – etwa ein Klavierkonzert», sagt Schmid. Dies gestalte die Fahrweise laut Rückmeldungen besonders angenehm.

«Beliebt sind auch lokale Radiosender.» Viele Chauffeure und Chauffeusen verzichten laut dem VZO-Direktor jedoch ganz auf Musik während der Fahrt.

Fahrgäste, die sich durch Musik gestört fühlen, dürfen laut dem VZO-Direktor das Fahrpersonal freundlich darauf hinweisen.

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