Bern: Lacoste schenkt Gratis-Glühwein aus – Polizei rückt aus
Bern 20.12.2024 - 17:00
Die Schweizer Lacoste-Filialen schenken zur Weihnachtszeit Gratis-Glühwein aus. In Bern rückt deshalb die Gewerbepolizei aus. Für Kleiderläden ist das illegal.
Das Wichtigste in Kürze
- Lacoste schenkt seinen Kunden zur Weihnachtszeit Gratis-Glühwein aus.
- Dumm nur: Für Kleiderläden ist das illegal.
- Am Freitag rückt deshalb die Gewerbepolizei aus.
- An der Aktion gibt es auch Kritik vom Blauen Kreuz.
- Wirtschaftspsychologe Christian Fichter sieht darin zudem einen Verkaufs-Trick.
Aktuell gibt es Glühwein an jeder Ecke. Dafür muss man nicht unbedingt auf den Weihnachtsmarkt gehen. Auch der Kleiderladen Lacoste setzt in der Adventszeit auf das Heissgetränk. Zumindest in Bern ist damit jetzt aber Schluss.
An ausgewählten Daten, so etwa am Sonntagsverkauf und am Abend, gab es für Kunden den Gratis-Glühwein. Die Bilder stammen von der Filiale aus Bern. Das Angebot gibt es auch in den anderen Schweizer Filialen.
«Geniessen Sie einen weissen Winzer Glühwein, während Sie unsere Holiday Kollektion entdecken», steht auf dem Schild neben dem Glühwein-Spender.
Das Personal bietet das Getränk mit acht Alkohol-Prozenten den Kunden an und schenkt es persönlich aus.
Dumm nur: Das ist illegal.
Kleiderläden dürfen keinen Alk ausschenken
Das Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland sagt zu Nau.ch: «Wir haben dafür nie eine Bewilligung erteilt – der Alkoholausschank ist für Kleiderläden grundsätzlich verboten. Auf keinen Fall erlaubt ist es, Alkohol gratis auszuschütten.»
Die Bar im Kleiderladen hat Konsequenzen. «Eine Meldung des Regierungsstatthalteramts an die Gewerbepolizei ist erfolgt. Die Gewerbepolizei wird heute Freitag der Filiale einen Besuch abstatten.» Anschliessend werde die Vollzugsbehörde entscheiden, wie es weitergeht.
Bereits vor dem Einschreiten der Gewerbepolizei gab es Kritik für den Gratis-Glühwein.
«Verleitet zum Alkohol-Konsum» und Verkaufs-Trick
«Diese Aktion zeigt exemplarisch, wie unreflektiert unsere Gesellschaft mit der legalen Droge Alkohol umgeht.» So kommentiert es Ruedi Löffel, Bereichsleiter Prävention beim Blauen Kreuz bei Nau.ch.
«Viele Menschen meinen, Alkohol gehöre zu jedem Fest, zu jedem Event zwingend dazu.» Nun plötzlich sogar im Kleiderladen. «Jede Trinkgelegenheit verleitet zum Alkoholkonsum.»
Wirtschaftspsychologe Christian Fichter sieht in der Alk-Aktion zudem einen fiesen Verkaufs-Trick.
«Wer beschwipst ist, dem sitzt das Portemonnaie lockerer»
Er glaubt: «Hier wird versucht, Konsumenten mit einem Rauschmittel zum Kauf zu verführen. Ich sehe das kritisch. Definitiv führt dies in vielen Fällen zu ungewollten Käufen, die im Nachhinein bereut werden.»
Alkohol sei nämlich kein Marketing-Instrument wie jedes andere, unterstreicht Fichter. «Alkohol ist eine potente psychoaktive Substanz. Alkohol senkt unsere Fähigkeit, rationale Entscheidungen zu treffen. Alkohol macht leutselig, treuherzig und gesellig.»
Zusammengefasst: «Wer beschwipst ist, dem sitzt das Portemonnaie lockerer.»
Andere Läden bieten Kunden Schampus an
Auf Anfrage von Nau.ch hat sich Lacoste bisher nicht zum Alkohol-Angebot geäussert. Das Mode-Geschäft steht damit aber nicht alleine da.
«Im Premiumsegment kommt es vor, wenn auch weniger als früher», sagt Fichter.
So auch an der teuersten Strasse Zürichs, wie Fanny Eisl von der Vereinigung Zürcher Bahnhofsstrasse sagt. «Es gibt einige im Luxus-Segment, die ihren Kunden Wasser und Champagner oder Franciacorta anbieten.»
Eines der dortigen Geschäfte ist der Uhren- und Schmuckhändler Bucherer. Das 2023 von Rolex übernommene Unternehmen mit acht Standorten in der Schweiz will Kunden nicht auf dem Trockenen lassen.
«In unseren Boutiquen bieten wir Kunden jeweils kostenlos ein Getränk an. Sowie begleitend auch eine kleine Schokolade oder Nüssli», sagt Sprecherin Nadja Mora.
«Alles andere als Alkohol ist besser», lobt das blaue Kreuz. Auch Fichter rät Geschäften zu hochwertigen Tees, heisser Schoggi, Kaffeespezialitäten, alkoholfreiem Punsch, Säften oder Wasser.
Mit diesen Getränken kreuzt auch nicht die Gewerbepolizei auf.