Am Bahnhof Bern: Mehr Obdachlose und psychisch Schwerkranke

Bern,
Die Zahl der Obdachlosen und psychisch Schwerkranken ist in der Stadt Bern zuletzt stark gestiegen. Dies ist besonders beim Bahnhof der Fall.

Das Wichtigste in Kürze
- In Bern gibt es immer mehr psychisch Schwerkranke und Obdachlose.
- Besonders beim Bahnhof rund um die Heiliggeistkirche halten sich viele Randständige auf.
- Die soziale Arbeit ist dadurch komplexer geworden.
Die Zahl der psychisch Schwerkranken und Obdachlosen nimmt in der Stadt Bern rasant zu. Nau.ch berichtete Mitte April über diese Entwicklung.
Zur gleichen Erkenntnis kommt nun auch «Pinto». Vor zehn Jahren zählte das Sozialarbeiter-Team in Bern 14 bekannte Obdachlose, heute sind es 58.
Besonders beim Bahnhof rund um die Heiliggeistkirche halten sich viele Randständige auf.

Viele kommen aus dem Ausland, andere sind Schweizer, die trotz Arbeit kaum mehr das Nötigste haben. Die soziale Arbeit ist dadurch komplexer geworden.
«Viele Leute stehen heute am Rand, weil sie aus dem System fallen. Sie haben kein Anrecht auf Sozialhilfe oder Krankenkasse», so Silvio Flückiger, der das «Pinto»-Team heute leitet, bei SRF.
Besonders psychisch Kranke fallen durch die Maschen, schaffen es nicht in Behandlung und leben ohne Obdach.
Gewalt und Unsicherheit nehmen zu
Auch die Gewaltbereitschaft ist gestiegen. Das «Pinto»-Team wurde in den letzten Jahren häufiger angegriffen.
«Vor zwei Jahren wurden innerhalb eines Jahres acht Mitarbeitende verletzt. Messer und Pfefferspray tauchen schneller auf als früher», sagt Flückiger. Viele Angreifende haben traumatische Fluchterfahrungen und reagieren schnell aggressiv.
Die bekannten Brennpunkte wie die Heiliggeistkirche, die Kleine Schanze und die Schützenmatte sind geblieben. Manche Menschen fühlen sich daher abends in Bern unsicher.
Die Angst sei aber meist unbegründet. «Wenn es laut wird, dann zwischen den Personen am Rand der Gesellschaft. Für Passantinnen und Passanten ist das in aller Regel nicht gefährlich», so Flückiger bei SRF.