Albert Ankers Blick auf die Kindheit in der Fondation Gianadda
Martigny 02.02.2024 - 09:43
Die neue Ausstellung «Anker und die Kindheit» zeigt Albert Ankers Faszination für die Darstellung von Kindern.
«Anker und die Kindheit» heisst die neue Ausstellung in der Fondation Pierre Gianadda. Die Schau zeigt Albert Anker (1831–1910) als einen der bedeutendsten Schöpfer von Kinderdarstellungen in der Malerei des 19. Jahrhunderts.
«Es gibt nur wenige Maler, die sich so konsequent und tiefgründig mit dem Thema Kindheit auseinandergesetzt haben wie Albert Anker», sagte Matthias Frehner, Kurator der Ausstellung, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Von den 796 inventarisierten Gemälden und Ölstudien, die der Künstler aus dem Berner Seeland zwischen 1848 und 1902 schuf, stellen laut dem Museum rund 500 Kinder dar. Albert Anker, der ein vorbildlicher Vater gewesen sein soll, habe ein inniges Verhältnis zu seiner Familie gepflegt. Überhaupt war er fasziniert von der Kindheit.
Ankers Sicht auf das Universum eines Kindes
«Er benutzt die Kinder nicht, um eine nostalgische Situation zu beschreiben; er projiziert nicht die Sicht eines Erwachsenen auf die Kindheit; er stellt sie nicht auf voyeuristische oder laszive Weise aus», sagte Frehner. Vielmehr habe Anker versucht, psychologische Entwicklungsphasen verschiedener Altersstufen einzufangen.
Charakteristisch für seine Darstellungen ist, dass die Kinder in dem Moment, in dem er sie beobachtet, völlig in ihrer Welt versunken sind. Sie befinden sich in ihrem eigenen Universum und offenbaren ihren wahren Gemütszustand.
Unter diesem Aspekt seien die Gemälde dokumentarisch und zeitlos: «All diese Szenen sind glaubwürdig, mit äusserster Präzision beobachtet; die Bewegungen und Ausdrücke entsprechen genau dem Verhalten heutiger Kinder im gleichen Alter.»
Einzelporträts, Kinder, die allein oder mit anderen spielen oder lernen, in Begleitung ihrer Grosseltern – all das zeigt «Anker und die Kindheit». Die Ausstellung präsentiert 128 dieser Werke.
Leihgaben zur Verfügung gestellt
Darüber hinaus sind Papierarbeiten des Künstlers ausgestellt – Studien zur Entstehung der Gemälde. Zudem bezeichnete Frehner sie als «ein reiches Erbe», das Ankers technische Meisterschaft sowie seine künstlerische Sensibilität unterstreicht.
Die Liste der Sammlungen und Institutionen, welche Werke für die Ausstellung bereitstellen, ist lang. Sie stammen etwa aus der Sammlung von Christoph Blocher oder den Kunstmuseen Bern und Solothurn.
Auch das Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne sowie Museen für Kunst und Geschichte von Aarau bis Neuenburg haben Leihgaben zur Verfügung gestellt – nicht zuletzt auch Albert Ankers Heimatgemeinde Ins. Die Ausstellung «Anker und die Kindheit» dauert bis 30. Juni.